Rot nach 17 Minuten: Neuers hartes Einsteigen. © IMAGO
Ein Treffer mitten ins Bayern-Herz: Tella brachte Leverkusen in der 69. Minute in Führung – das reichte Leverkusen, um die Chance auf die Titelverteidigung zu wahren. Die Bayern werden im Finale sicher Zuschauer sein. © IMAGO / Ulrich Hufnagel
München – Besondere Nächte erfordern besondere Maßnahmen – und wie besonders diese Nacht werden sollte, konnte man am Dienstagabend schon in der Minute vor Anpfiff des Pokal-Achtelfinals sehen. Vom Ober- bis zum Unterrang erstrahlte die Südkurve der Allianz Arena als Bayern-Wappen, ein emotionaler Moment, dem allerdings noch emotionalere 90 Minuten gegen Bayer Leverkusen folgen sollten.. Ein hitziger Start, Rot für Manuel Neuer nach 17 Minuten, Rudelbildungen, Chancen über Chancen – aber am Ende: ein Tor von Leverkusens Nathan Tella (69.) zum 0:1 (0:0). Tapfer kämpfende Bayern, mal wieder am Boden.
90 Minuten ging das Team von Vincent Kompany an seine Grenzen – und dennoch: Das Pokalfinale 2025 findet ohne den Rekordsieger statt, die Horror-Bilanz geht auch unter dem neuen Coach weiter. Dabei hatten die Bayern zu zehnt derart tapfer gekämpft, dass ein Sieg in der Wiederauflage des Finale von 2020 verdient gewesen wäre. Nicht der Double-Sieger, sondern der aktuelle Tabellenführer der Bundesliga gab den Ton an, von den Rängen frenetisch angepeitscht. Es half nichts. Aus drei Titelchancen wurden zwei. Das schmerzt enorm.
Kompany hatte drei Nächte Zeit gehabt, um nach dem Ausfall von Harry Kane die B-Lösung für den Sturm zu finden. Sie hieß Michael Olise, die Begründung klang simpel: „Er hat schon als falsche Neun gespielt.“ Etwas überraschend, genau wie das Kader-Comeback von Aleksandar Pavlovic – und die Tatsache, dass auch Xabi Alonso ohne nominellen Stürmer spielte. Patrik Schick, der Torgarant aus den Vorwochen, nahm zunächst auf der Bank Platz.
Er sah von dort – wie 75 000 andere – eine Anfangsphase, in der die Idee der Bayern deutlich wurde, nach vorne aber noch Präzision und Zug fehlten. Viel Ballbesitz und einige Läufe in die Tiefe konnte der Double-Sieger zunächst gut verteidigen. Ein erster Schuss von Coman war harmlos (8.) – und dass es auf der anderen Seite auch schnell gehen kann, zeigte Florian Wirtz, der nach einem Fehler von Minjae Kim und Dayot Upamecano knapp verzog (11.). Der Franzose war dann auch mittendrin in der Rudelbildung, die nach knapp 15 Minuten zeigte, wie viel Brisanz diese Partie hat. Und ganz nah dran, als Manuel Neuer sich selbst vom Platz rammte.
Es lief die 17. Minute, als Frimpong einen weiten Ball im Vollsprint annehmen wollte – und vom Münchner Kapitän vor dem Strafraum rüde umgecheckt wurde. Notbremse, glatt Rot, Daniel Peretz musste übernehmen und die Hausherren standen erstmal unter Schock. Ausgerechnet der Mann, der in seiner Karriere noch nie vom Platz geflogen war, gab der Partie eine Wendung. Leverkusen wurde offensiver und wollte den Feldvorteil vor allem über die Flügel nutzen. Aber auch die Bayern fanden sich wieder. Peretz war sofort im Spiel und wurde frenetisch bejubelt, Laimer (32.) und Coman (35.) hatten gute Chancen. Immer wieder wurden über Konter Nadelstiche gesetzt, Goretzka köpfte nach Freistoß knapp drüber (43.), Kim aus dem Spiel (45.) – beeindruckend, was die Bayern zu zehnt leisteten.
Leverkusen musste sich etwas einfallen lassen, Schick kam, musste aber sofort wieder raus. Aber Leverkusen ist eben Leverkusen, weil es manchmal schnell geht: Grimaldo flankte von links punktgenau auf den Kopf von Tella – Kopfball zum 1:0. Mitten ins Bayern-Herz. 75 000 gaben weiter alles, aber alle Emotionen halfen nichts. Schluss, Aus, bitter!
HANNA RAIF, PHILIPP KESSLER