ZUM TAGE

Nicht gleich auf die schwarze Piste

von Redaktion

Frühe Verletzungen im Skisport

Im Fußball verhält es sich ja so: Die Saison zieht sich hin, eine englische Woche folgt der anderen, und dann passiert es eben irgendwo zwischen Liga, Pokal, Länder- und Europa-Conference-Competition: Muskeln machen zu, Mittelfußknochen brechen, Iliosakralgelenke und Rückenbeuger zicken. Offensichtlich sind diese Beschwerden Folgen der Überlastung der Aktiven – kann man fast ausrechnen.

Der alpine Skisport ist da anders, wie uns die Fälle von Mikaela Shiffrin, Marcel Hirscher oder dem deutschen Slalom-Spezialisten Sebastian Holzmann zeigen: Die schweren Verletzungen ereignen sich, bevor der Zirkus so richtig loslegt, auch das Training ist mitunter eine Gefahrenquelle. Und manchmal muss es einen gar nicht richtig zerlegen: Marcel Hirscher ist nur ein wenig weggerutscht mit dem Ski und aufrecht ins Ziel gekommen – dennoch war das „Kreuzband weg“, wie er bekanntgab. Es geschah übrigens auf der österreichischen Reiteralm – wie schon bei Florian Eckert. Der war nach dem WM-Abfahrts-Bronze von St. Anton 2001 der kommende deutsche Skistar – bis es ihn, als der nächste Winter noch gar nicht richtig angefangen hatte, beim Stangentraining aushob. Geschmissen hat es auch ihn damals nicht, doch der Knorpel war hinüber.

Was die Fälle zeigen: Man muss erst einmal hineinkommen in den Skiwinter. Auch als Rennfahrer. Auch als Routinier auf den Brettern. Vielleicht sollten Menschen, die das Skifahren professionell betreiben, sich orientieren an denen, für die es eine geliebte Freizeittätigkeit ist, die den Kalender von Dezember bis April bestimmt: Sie lassen es gemütlich angehen, weil sie sich eine Saison- oder Verbundkarte gekauft haben, die sich erst durch Vielfahren rechnet. Wenn‘s einem beim zweiten, dritten Ausflug was zerreißt, muss man sich mit der Bergbahn-Gesellschaft auseinandersetzen wegen einer Rückzahlung – und das ist aufwendiger und nerviger als die Grundsteuererklärung. Jedenfalls: Der umsichtige Skifahrer würde erst mal die sanften Familienhänge des Hochwurzen abfahren, ehe er hinüber zum im Gebietsskipass enthaltenen Reiteralm schaukelt und sich auf die schwarze Piste begibt.

Der Skiwinter startet jetzt erst richtig, massive Schneefälle sind fürs Wochenende angesagt. Wir haben die Hoffnung, dass die Holländer, die bald in den Alpen einfallen werden, es vorsichtiger angehen lassen nach dem Saisonaus für ihren Landsmann Hirscher. Und wir denken an Manuel Neuer, der nach seiner Roten Karte wieder in einer Frustsituation steckt wie vor zwei Jahren durch die Katar-WM. Auch wenn frisches Weiß seine Schwabenrunde zuckern möge – Vorsicht, Manu, es ist erst Anfang Dezember. Wie damals. Guenter.Klein@merkurtz.de

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