FORMEL 1

Zoff-Finale von Abu Dhabi

von Redaktion

Verstappen und Russell beenden Saison im Clinch

Werden wohl keine Freunde mehr: Russell (li.) und Verstappen. © Marco/Imago

Abu Dhabi – Gute Miene zum bösen Spiel: Mit einem Sicherheitsabstand von vier Fahrerkollegen grinsten Weltmeister Max Verstappen und Mercedes-Pilot George Russell beim „Jahresabschluss-Dinner“ der Formel-1-Stars in die Kamera. McLaren-Star Lando Norris postete das Foto vor dem GP von Abu Dhabi (So. 14 Uhr) auf Instagram mit den Worten: „2024 Dinner! Und ja, die zwei, an die ihr denkt, saßen so weit weg voneinander wie möglich“ – versehen mit zwei lachenden Smileys.

Dass am Freitag mit Charles (27) und Arthur Leclerc (24) beim ersten freien Training erstmals ein Brüderpaar im gleichen Team zeitgleich auf die Strecke ging, interessierte nur am Rande. Denn bereits Stunden zuvor hatten sich Verstappen und Russell einen verbalen Schlagabtausch geliefert, der wie ein Tornado durch das Fahrerlager am Yas Marina Circuit gewirbelt war. Russell äußerte sich erstmals zum Streit in Katar. Verstappen habe ihm dort offen gedroht, „er sagte, er würde absichtlich in mich hineinfahren und mich kopfüber in die Wand drücken“, erzählte der Engländer. Vor diesem Hintergrund sei es „ziemlich ironisch“, dass der Weltmeister sich über das Verhalten anderer beschwere. Verstappen bestritt die Äußerung und feuerte im „Telegraf“ zurück. „George ist ein Loser und ein Betrüger“, sagte Verstappen: „Er fügt allerlei Dinge zusammen, die nicht wahr sind.“

Grund für den Streit ist eine Szene aus dem Qualifying in Katar. Beide Fahrer waren auf einer langsamen Runde unterwegs, als Russell sich Verstappen von hinten näherte. Der Red-Bull-Star blieb auf der Ideallinie, da er nicht davon ausging, Russell zu behindern. Dieser beschwerte sich aber genau darüber. Verstappen soll im Gespräch mit den Stewards extrem wütend gewesen sein, noch bevor Russell überhaupt etwas sagen konnte, erzählte dieser. Vestappen dazu: „So dramatisch war es nicht. Vielleicht bringe ich nächstes Mal Taschentücher mit.“

Der Weltmeister hatte in der Folge seine Pole Position an Russell verloren und ihn öffentlich attackiert. Das Verhalten des Mercedes-Stars habe ihn „einfach schockiert. Ich kann immer noch nicht glauben, was in diesem Raum passiert ist. Das habe ich in meiner ganzen Karriere noch nicht erlebt. Das war inakzeptabel.“ Russell sprach indes von grundsätzlichen Problemen. „Die Leute werden schon seit Jahren von Max schikaniert, und man darf seine Fahrkünste nicht infrage stellen. Aber mit Widrigkeiten kann er nicht umgehen“, sagte er. Verstappen habe sich schon als 14-Jähriger im Kart mies benommen. Der Streit zieht längst größere Kreise. „Was erlaubt er sich, so über meinen Fahrer zu sprechen?“, giftete Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff in Richtung von Red-Bull-Teamchef Christian Horner: „Er ist ein kläffender kleiner Terrier. Er hat immer etwas zu sagen.“

Stimmt wohl – und das letzte Wort ist längst nicht gesprochen.
SID

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