Altenberg – Oft wurde spekuliert, ob Usain Bolt ähnlich wie im Disney-Kultfilm „Cool Runnings“ in den Jamaika-Bob steigt. Für den weltbesten Bobpiloten Francesco Friedrich wurde nun mit Simon Wulff so ein ähnlicher Traum war. Deutschlands viertbester Sprinter (10,06 Sekunden über 100m) pulverisierte in seinem ersten Weltcup-Rennen mit 5,07 Sekunden sofort den 2018 aufgestellten Startrekord (5,11) und verhalf dem zweimaligen Doppel-Olympiasieger wieder zu alter Stärke im Zweierbob. Das hatte es im Bobsport noch nie gegeben.
„Startrekord ist schon das, was ich anpeile. Ich würde gerne noch ein paar einsacken. Aber so ist es erstmal perfekt heute“, sagte der 2,02 Meter große Modell-Athlet Wulff, der bei seinem Weltcup-Debüt auf der anspruchsvollen Bahn in Altenberg zugab: „Ein neuer Wettkampf, eine neue Sportart und dann auch noch mit einem relativ prominenten Fahrer vorne drin, da geht dir schon die Pumpe.“ Denn anders als auf der Tartanbahn ist er im Eiskanal wie im Tunnel. „Sobald ich oben loslaufe, ist bei mir echt Schwarzbild, da merke ich erst was, wenn ich wieder unten ankomme“, sagte der 107 Kilogramm schwere Anschieber.
Mit 0,41 Sekunden Vorsprung dominierte das Duo Friedrich/Wulff auf Anhieb und verwies den bayerischen Dauerrivalen Johannes Lochner, der mit Georg Fleischhauer fuhr, deutlich auf Rang zwei. „Das ist natürlich ein Brett. Wir wissen, wo wir hinmüssen, wir müssen jetzt Startrekord schieben“, sagte Lochner und nahm es sportlich: „Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Auf die Frage, ob er bei dem ganzen Anschieber-Zoff um den Wechsel des langjährigen Friedrich-Anschiebers Thorsten Margis in sein Team mal wieder ein Versöhnung-Weißbier mit dem Sachsen trinken würde, meinte der Bayer: „Der trinkt doch nichts, der sitzt ja immer dahoam und trinkt nichts.“
Dennoch wolle er auf Material-Test-Basis weiter mit Friedrich zusammenarbeiten, anders hätte man mit den FES-Schlitten keine Chance gegen die österreichisch-schweizerische Kooperation „Es nützt ja nichts. Gerade im Vierer haben wir noch Aufholbedarf“, sagte Lochner.
Friedrich will, nachdem er mächtig am Abgang seines langjährigen Anschiebers Margis zu knabbern hatte, sein Juwel mit Blick auf Olympia 2026 behutsam aufbauen. „Ein sehr guter Einstieg. Das hat er richtig gut gemacht, jetzt muss er jede Woche eine Schippe drauflegen und weiter arbeiten, dass alles konstant wird.“
DPA