Demütigung im Derby

von Redaktion

Münchner 0:4-Niederlage gegen Ingolstadt nahe am Debakel

Auch mit Hechtsprüngen wie von Maxi Kastner war das Münchner Tor nicht zu verteidigen. © Red Bull/City-Press

München – 0:4, das kann im Eishockey immer noch ein knappes Spiel gewesen sein, zumal wenn der Sieger aktueller Spitzenreiter der Liga ist. 0:4 (0:0, 0:2, 0:2) unterlag der EHC Red Bull München seinem oberbayerischen Konkurrenten ERC Ingolstadt – und es war keine enge Kiste. Es war eine Demütigung, eine Vorführung in allen Aspekten: Fitness, läuferisches Vermögen, Zweikampfführung, Taktik und auch in individuellen Fertigkeiten. Mathias Niederberger im Münchner Tor verhinderte ein Debakel. Sportchef Christian Winkler: „Es war ein Klassenunterschied. Wir stehen nicht da, wo wir stehen sollten.“

Am 27. Oktober hatte der ERC Ingolstadt schon einmal im SAP Garden vorgespielt – und 1:5 verloren. „Defensiv unsere schlechteste Saisonleistung“, sagte Trainer Mark French damals. Doch sein Team erwies sich als lernfähig und punktete in den zehn Spielen, die danach folgten. Die vergangenen sieben Matches gewannen die Ingolstädter, sie flogen die Tabelle empor bis auf Platz eins, und ein interessantes statistisches Detail der Serie war: Lediglich für 24 Minuten befand sich der ERC im Rückstand, das war am Donnerstag in Schwenningen, doch auch da drehte er das Spiel. „Wir glauben das ganze Spiel daran, dass wir gewinnen können“, sagte Stürmer Wojciech Stachowiak, „wir haben sehr viel Selbstvertrauen.“

Im ersten Drittel konnten die Münchner phasenweise noch mithalten, da hatten auch sie ihre Szenen wie bei einem Lattenschuss von Taro Hirose. Doch der zweite Spielabschnitt sah nur eine Mannschaft in Aktion: die „Schanzer Panther“. Begünstigt wurde ihre Führung allerdings von einem Patzer auf Münchner Seite: Chris DeSousa flutschte im Powerplay die Scheibe durch. Kann passieren – nicht aber, dass man sich damit abfindet, nicht nachsetzt und den Gegenspieler davonskaten lässt. So schafften die Ingolstädter in ihrer Unter- vor Mathias Niederbergers Kasten eine Überzahl, Austen Keating vollendete zum 1:0 für den ERC (24.). „Dadurch haben wir den Faden verloren“, meinte EHC-Verteidiger Abeltshauser. Und als Alex Breton im Wirbel der Gäste zum 2:0 nachlegte (31.), stimmte die Münchner Fankurve im ausverkauften Garden (10796 Zuschauer) ihren Mahngesang an: „Wir wollen euch kämpfen sehen.“ Doch Ingolstadt ließ das gar nicht zu, zeigte, was Stürmer Riley Sheen angekündigt hatte: „Wir wollen so viel Zeit wie möglich in der Münchner Zone verbringen.“

„Zwei Tore sind nix im Eishockey“, hoffte EHC-Youngster Veit Oswald aufs letzte Drittel. Doch nach acht Minuten stand noch mehr als das Nichts auf der Anzeige: 0:3. Riley Sheen hatte ein durchdacht gespieltes Powerplay mit dem nächsten Treffer gekrönt. In der 57. Minute brachte Münchens Trainer Max Kaltenhauser den sechsten Feldspieler, doch Ingolstadt mit einem sehr präsenten Goalie Michael Garteig war viel zu gut, um ins Wackeln zu geraten, Leon Hüttl schoss noch per Empty-Netter das 4:0.
GÜNTER KLEIN

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