Upamecano und seine Kollegen wollen gegen Donezk punkten und in die Top-Acht vorrücken. © Imago (5)
Gelsenkirchen als Heimstatt: Hier trägt Schachtar diese Saison seine Champions-League-Spiele aus. © Imago
Gelsenkirchen – Für die Stars des FC Bayern gleicht das Champions-League-Spiel am Dienstag gegen Schachtar Donezk (21 Uhr, Amazon Prime Video) mehr einer Bundesliga-Partie als einem Auftritt auf der europäischen Fußballbühne. Denn: Der ukrainischer Gegner Donezk trägt wegen des Ukraine-Kriegs seine Königklassenspiele bei den Königsblauen aus – und zwar in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen. Unsere Zeitung erklärt, wie das Heim-Auswärtsspiel des deutschen Rekordmeisters funktioniert und wie es sich von gewöhnlichen Champions-League-Auswärtsreisen unterscheidet.
Normalerweise reisen die Bayern mit einer Sondermaschine (Charter-Flug) quer durch Europa zum jeweiligen Königsklassen-Gegner. Mannschaft, Verantwortliche, Sponsoren, Fans und Medienvertreter fliegen gemeinsam. Organisiert werden die Reisen vom clubeigenen Reisebüro „FC Bayern Tours“. Die Anreise nach Gelsenkirchen erfolgte hingegen nicht in einem großen Tross, sondern, was die Begleiter betrifft, individuell. Das Team hob um 17 Uhr aus Oberpfaffenhofen ab und landete gegen 18 Uhr am Flughafen Düsseldorf. Zuvor fand um 14 Uhr noch das Abschlusstraining an der Säbener Straße statt.
Auch wenn das Spiel in Gelsenkirchen angepfiffen wird – Chefcoach Vincent Kompany und seine Spieler residieren im 20 Kilometer entfernten Essen im Atlantic Congress Hotel. In der Ruhrpott-Metropole findet am Dienstag nach Spielende auch das traditionelle Champions-League-Bankett statt. Allerdings im ungewohnten Ambiente der Zeche Zollverein.
Während Vorstandschef Jan-Christian Dreesen dann in seiner Rede den Ist-Zustand der Mannschaft analysieren wird, hat Präsident Herbert Hainer bereits auf der sonntäglichen Jahreshauptversammlung die Marschrichtung für das letzte Königsklassenspiel des Jahres vorgegeben. Nach dem Pokal-Aus werde das Team in der Champions League und der Meisterschaft mehr Gas geben: „Jetzt wollen wir schauen, dass wir unter die ersten Acht kommen. Wir haben noch einiges zu tun. Alle drei Spiele gewinnen, das ist unser erstes Ziel. Dann schauen wir Stück für Stück.“
Übrigens: Für die Münchner sind die Reisestrapazen im Vergleich zu anderen Partien auf internationalem Parkett vergleichsweise gering – anders als bei Schachtar Donezk. „Allein um in Deutschland anzukommen, brauchen wir locker eineinhalb Tage“, sagte Donezk-Fußballchef Serhij Palkin. Um von Kiew – schon das ist ein Ersatzort, da Donezk keine Fußballstrukturen mehr hat – aus zum Flughafen in Polen zu gelangen, sei die Mannschaft bereits rund zwölf Stunden im Bus unterwegs. Erst dann gehe es mit dem Flieger nach Düsseldorf. „Wenn du dann ankommst, bist du bereits weniger stark als der Gegner. Für uns ist das sehr, sehr schwierig. Aber wenn du dann ein positives Ergebnis erzielst, bedeutet das für uns natürlich enorm viel“, sagte der 50-Jährige. In der Vor-Saison trugen die Ukrainer ihre Heimspiele übrigens in Hamburg aus.
Für Serhij Palkin und Schachtar Donezk ist es trotz der Umstände etwas Außergewöhnliches, in Deutschland spielen zu dürfen. „Deutschland ist ein Fußball-Land. Die Deutschen lieben den Fußball“, sagte Palkin. „Seit mehreren Jahren können wir im Europapokal nicht mehr in der Ukraine spielen. Aber dass unsere Fans uns auch in Deutschland im Stadion unterstützen, ist für uns, wie frische Luft einzuatmen.“
MANUEL BONKE
PHILIPP KESSLER