Rotation wie bei Hitzfeld

von Redaktion

Münchner Personal-Überschuss führt zu Härtefällen – DEG wirbt um Jungstar Weber

Stammspieler – und umworben: Jakob Weber. © IMAGO

Schmerzliche Landung auf dem eisigen Boden der Tatsachen: Taro Hirose (r.) im Spiel gegen Ingolstadt. © Red Bull/City-Press

München – Eishockey war zuletzt nicht alles im Leben von Max Kaltenhauser, Trainer beim EHC Red Bull München. Seine Mutter war schwer erkrankt, am Freitag verstarb sie. An der Bande stand der 43-Jährige dennoch. In Wolfsburg, beim 2:1-Sieg im Penaltyschießen, am Sonntag zuhause bei der 0:4-Niederlage gegen den ERC Ingolstadt.

Auch in einer schwierigen persönlichen Lage musste er Entscheidungen treffen, die bei anderen für Enttäuschungen sorgen. Im Eishockey ist es nicht die Regel, dass Kader so üppig bestückt und verletzungsfrei sind, dass nicht alle Akteure zum Einsatz kommen können. In München aber ist es gerade der Fall. Mit dem Amerikaner Will Butcher hat man kürzlich noch aufgestockt, und nicht einsatzfähig (wegen gerissener Sehnen im Ellbogen) ist derzeit nur Ben Smith. Somit hat Kaltenhauser acht Abwehrspieler und 13 Angreifer zur Verfügung. Zwei Mann zu viel. Gegen Ingolstadt wurden der Schwede Emil Johansson und Markus Eisenschmid nicht berücksichtigt. Vielleicht zwei Fehlentscheidungen: Johansson ist läuferisch einer der Besten – und hätte den flinken Ingolstädtern mehr Tempo und Wendigkeit entgegensetzen können als andere. Und Eisenschmid ist als einer der wenigen Rechtsschützen ein Faktor im Powerplay. Bei beiden war es das erste Mal, dass sie aussetzen mussten. Zwei Tage zuvor hatte es Nico Krämmer und Maxi Daubner getroffen. Auch Les Lancaster, Dominik Bittner und Konrad Abeltshauser, als er leicht angeschlagen war, mussten schon zuschauen.

„Normale Rotation“, sagt Kaltenhauser – und benennt das historische Vorbild: Ottmar Hitzfeld im Fußball. Der hatte als Trainer des FC Bayern 1998/99 begonnen, die Topstars gelegentlich nicht spielen zu lassen – was damals für mediale Aufregung sorgte. Auch bei Kaltenhauser gilt steter Wechsel, „um uns nicht zu verletzen, um kleine Blessuren nicht größer werden zu lassen“. Außerdem: Es gilt, etwaige Unzufriedenheit genauso zu verteilen wie die Belastung.

Was die Sache im Eishockey verkompliziert: Es gibt Spieler, die von der Rotation ausgenommen sind, weil die Regularien der DEL sie schützen: Volle Mannschaftsstärke kann nur dann aufs Eis gebracht werden, wenn drei Positionen von Spielern unter 23 Jahren besetzt werden. Daher müssen Veit Oswald (erstes Saisontor am Freitag in Wolfsburg), Nikolaus Heigl (torlos in mittlerweile 56 DEL-Auftritten) und Jakob Weber nicht bangen. Sie spielen immer. Aus der eigenen Altersgruppe droht keine Konkurrenz: Verteidiger Sten Fischer läuft per Förderlizenz für Kaufbeuren in der DEL2 auf, Nick Maul und Paul Vinzens sind seit Montag mit der deutschen U20-Nationalmannschaft bis ins neue Jahre hinein in Kanada unterwegs.

Verteidiger Jakob Weber, diese Saison stabilster U23-Spieler, wird den EHC zur kommenden Saison womöglich aber verlassen. Zwar wollen die Münchner ihn halten, doch die mit frischem Sponsorengeld ausgestattete Düsseldorfer EG hat ein deutlich besseres Angebot vorgelegt.

Am heutigen Dienstag (19.30 Uhr) hat der EHC schon das nächste (Heim-)Spiel. Gegen Straubing. Fraglich ist das Mitwirken von Yasin Ehliz „nach einem Wahnsinnsblock“ (Kaltenhauser) mit anschließendem Vorsprechen im Krankenhaus. Aber eine Entscheidung gegen einen anderen Spieler bliebe immer noch.
GÜNTER KLEIN

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