ZUM TAGE

Zu schwach für Opposition

von Redaktion

Der DFB und die WM 2034

Saudi-Arabien wird heute also die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2034 zugesprochen werden. Das ist unausweichlich, weil FIFA-Präsident Gianni Infantino das mit einem seiner Ränkespiele in die Wege geleitet hat und es keinen anderen Kandidaten gibt. Das Ergebnis kann auch der DFB nicht beeinflussen, gäbe er eine Nein-Stimme ab, würde sie bei über 200 votumsberechtigten Nationalverbänden verpuffen. Und dennoch: Es ist schwach, ganz schwach, dass Bernd Neuendorf, der DFB-Chef, einfach nur sein Zustimmungsknöpfchen drücken wird.

Der Mann ist ein erfahrener Politiker und sollte wissen, dass die Einstellung, sich selbst stumm zu schalten, für einen Fatalismus steht, der das Gegenteil von dem ausdrückt, wofür Politik da ist. Nämlich, im Austausch zu gestalten, zu Lösungen zu kommen. Neuendorf und der DFB hätten viele Monate Zeit gehabt, mindestens eine europäische Allianz aufzubauen, die zwar keinen anderen WM-Gastgeber 2034 küren, aber mit einem Nein zum Ausdruck bringen kann, dass von Saudi-Arabien dringlich gesellschaftliche Veränderungen eingefordert werden. Wenn Neuendorf sagt, die Ja-Entscheidung mache ihm emotional zu schaffen, ist das vor allem Blabla – ebenso wie die Ankündigung, man werde in den kommenden Jahren ein kritischer Begleiter der Saudis sein. Das erinnert in seiner Unverbindlichkeit doch sehr an Katar 2022, als Neuendorf nach dem Einknicken des DFB zu Turnierbeginn sagte, man denke daran, vor dem Finale noch ein Zeichen für Menschenrechte zu setzen. Aus bekannten Gründen kam es dazu nicht. Es offenbarte sich lediglich der Mangel an sportlicher Kompetenz bei der Einschätzung der WM-Chancen.

Heute hinterlässt der größte Fußballverband der Welt vor allem den Eindruck, dass er sich gänzlich entpolitisiert habe. Weil‘s einfach bequemer ist. Weil man den Spielern nichts aufbürden will, was ihre Leistung zu mindern droht. Wären der DFB und der Fußball ehrlicher zu sich selbst, müssten sie eingestehen: Der einzige Wert, der sie interessiert, ist der Erfolg. Man wittert gerade, dass er zurückkehrt und die Nationalmannschaft vor wieder besseren Zeiten steht. Das will man nicht gefährden. Da zeigt sich dann auch, dass DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig mehr ein Kritiker in Talkshows ist als im realen Leben. Der DFB ist nicht mal mehr stark genug, um Opposition zu sein. Guenter.Klein@ovb.net

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