„München ist ein Symbol“

von Redaktion

Israels Konsulin Lador Fresher über das Basketballspiel Bayern vs. Maccabi

Duell mit Zündstoff: Bayern gegen Maccabi. © IMAGO

„Hoffe auf ein Fest“: Talya Lador Fresher.

München – Es ist kein Spiel wie jedes andere, das Gastspiel der Basketballer von Maccabi Tel Aviv am Donnerstag (20.45 UIhr) beim FC Bayern. Unsere Zeitung sprach darüber mit Generalkonsulin Talya Lador Fresher (62).

Frau Generalkonsulin, vor einigen Wochen wurden israelische Fußballfans durch Amsterdam gejagt, seither werden Auftritte von israelischen Sportlern aus Angst vor Übergriffen von gewaltigen Polizeiaufgeboten begleitet. Wie lebt man mit so viel Hass?

Was in Amsterdam passiert ist, war ein Schock. Für Israelis, für Juden, für fast alle Menschen. Das war eine Jagd, primitive Aggression. Wir sind Anfeindungen leider ein Stück weit gewöhnt, wie in den sozialen Medien. Aber da hat es eine Distanz. In Amsterdam war es offen. Aber was es noch schlimmer gemacht hat, ist, dass niemand kam. Bis die Polizei kam, hat es lange gedauert, zu lange nach unserer Meinung.

Ist es besonders schockierend, dass das inmitten von Europa möglich ist?

Ja. Es ist schockierend in Europa, und in Deutschland. Am 5. September fand ein bewaffneter Angriff auf unser Generalkonsulat statt.. Das Datum hat viel mit Sport zu tun: Es war der 52. Jahrestag des Olympia-Attentats in München.

Ist München und ein Gastspiel israelischer Sportler wie nun Maccabi Tel Aviv beim FC Bayern vor diesem Hintergrund immer noch anders zu bewerten?

München 1972 ist ein Symbol. Das hat sich tief in unser kollektives Gedächtnis in Israel eingebrannt. Vielleicht verbindet nicht jeder Spieler von Maccabi dieses Spiel mit damals, zumindest der Trainer aber sicher. Gleichzeitig muss ich sagen: ich fühle mich sicher. Ich habe großes Vertrauen in die bayerische und Münchner Polizei. Und ich weiß, dass sie sehr gut vorbereitet sind. Am Ende ist es für uns ein Festtag. Wir können mit unserer Mannschaft mitfiebern. Das darf man nicht vergessen.

Trotz des Terrorangriffs vom 7. Oktober 2023 spielt Maccabi Tel Aviv auch in der Euroleague weiter. Die Heimspiele finden in Belgrad statt, dazwischen bestreitet man nationale Ligaspiele in der Heimat. Wie wichtig ist dieses sportliche Flaggezeigen?

Sehr wichtig. Und es zeigt unseren Kampfgeist. Wir können nicht beeinflussen, ob Raketen aus Gaza, dem Libanon oder dem Iran auf unser Land geschossen werden. Aber wir können entscheiden, wie wir damit umgehen. Wir entscheiden selbst über unser Leben, nicht die Terroristen. Der 7. Oktober war eine Zäsur. Wir haben gelitten und leiden immer noch. Soldaten sterben. Es sind noch immer Geiseln in Gaza.Und trotzdem müssen wir unser Leben weiterleben. Und wir wollen ein Teil dieses Sporterlebnisses sein. Wir wollen mit unseren Sportlern mitfiebern, wenn sie gegen Bayern München oder die anderen großen Mannschaften spielen.

Wie groß ist ihre Hoffnung auf baldige Normalität?

Es gibt auf jeden Fall Zeichen der Hoffnung. Wir haben eine Waffenruhe mit dem Libanon, auch wenn sie brüchig ist. Welche Konsequenzen die Ereignisse in Syrien haben, das muss man abwarten. Vielleicht kehrt die Lufthansa bald nach Israel zurück. Und wenn es soweit ist – vielleicht können dann auch die Spiele von Maccabi wieder in Tel Aviv stattfinden..

Wenn der Besuch der Basketballer am Freitag Vergangenheit ist – wann wäre er für sie ein guter?

Zuallererst ist es immer noch Sport. Und deshalb will ich natürlich, dass Maccabi Tel Aviv gewinnt. Ich fiebere schon mit israelischen Sportlern mit, ganz klar. Im letzten Jahr hat das ja geklappt, da hat Maccabi hier in München gewonnen. Ich hoffe sehr, dass das Spiel für alle ein Fest wird.


PATRICK REICHELT

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