Anführer und Taktgeber

von Redaktion

Napier wird bei Bayern-Baskets zum Schlüsselspieler – auch mit Maske

Der verlängerte Arm des Trainers: Shabazz Napier mit Gordon Herbert. © IMAGO

Maskenmann im Anflug: Shabazz Napier. © IMAGO

München – Shabazz Napier sah erleichtert aus, regelrecht befreit als er nach getaner Arbeit aus der Umkleidekabine trat. Es waren die ersten Minuten ohne die Maske, die er wegen seiner kürzlich erlittenen Nasenverletzung sicherheitshalber trug. Fazit: „Ich bin froh, dass sie unten ist.“

Immerhin: Es hat ja auch mit dem lästigen Gesichtsschutz gut funktioniert. Napier war einer der Schlüsselspieler beim zehnten Saisonsieg seiner Bayern-Basketballer in Europa. Mit dem ein oder anderen Pass und zwei Dreiern trug er bei, dass die Münchner das Spiel gegen Maccabi Tel Aviv zu Beginn des Schlussviertels noch drehten. Ein 98:93 stand am Ende auf der Anzeigetafel. Nach einer wilden Partie, nach der auch Trainer Gordon Herbert tief durchatmete: „Gut, dass es vorbei ist.“

Und doch ging der Kanadier mit positiven Botschaften in die Nacht. Eine davon war Napiers Auftritt. Herbert hatte den erfahrenen US-Amerikaner kurz vor Saisonbeginn mit an Bord geholt, auch weil er in ihm einen geeigneten Anführer auf dem Feld sah. Und es ist eine Rolle, der der eloquente Regisseur zunehmend besser gerecht wird. Als die Bayern nach der Länderspielpause kürzlich in ein Loch gerieten und in Belgrad und Istanbul heftige Klatschen kassierten, ergriff Napier bei einer Teamsitzung gemeinsam mit Nick Weiler-Babb das Wort. Und Landsmann Carsen Edwards merkte an: „Wenn solche Leute sprechen, hört man zu.“ Was umso wichtiger ist, als der nominelle Anführer Vladimir Lucic schon seit Wochen wegen einer Muskelverletzung fehlt.

Doch Napier ist auch auf dem Feld in einer anderen Situation als der serbische Langzeit-Bayer. Als Regisseur ist er immer am Puls des Bayern-Spiels. Kann den Rhythmus jederzeit ändern. So wie es ihm auch am Donnerstagabend gegen Maccabi Tel Aviv gelang. 13 Punkte und fünf Assists hatte er angesammelt. Das ist nicht das Spektakel wie bei Edwards und dem immer besser in Fahrt kommenden Andi Obst. Aber Napiers Beiträge waren auch gegen Tel Aviv die wichtigen.

Dabei war wegen seiner Blessur gar nicht so sicher gewesen, dass der US-Amerikaner gegen den israelischen Rekordchampion überhaupt mitmachen kann. Im Eiltempo wurde zu Wochenbeginn die Maske angefertigt. Ein Vorgang, bei dem die Bayern dank Nachkauf Onuralp Bitim und im Vorjahr Niels Giffey schon einige Erfahrung haben. Auch wenn Shabazz Napiers Modell mehr Aufwand erforderte. Man machte die Aussparungen für die Augen größer, um das Sichtfeld des Regisseurs nicht mehr einzuschränken als nötig.

Zur großen Liebe wird der Gesichtsschutz aber auch bei ihm kaum werden, wie er sagte: „Es ist so heiß darunter.“
RP

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