Locker über Grün: Vor allem am Samstag siegte Paschke klar. Tags darauf hatte er dem Österreicher Michael Hayböck aber weniger als einen Meter voraus. © Von Ditfurth/dpa
Raus mit der Freude: Pius Paschke nach dem Sieg in Titisee. © dpa/Von Ditfurth
Titisee-Neustadt – Pius Paschke streckte die Faust in die Luft, die Teamkollegen standen klatschend Spalier und rund 15. 000 Zuschauer feierten begeistert ihren „Skisprung-Papst“ im Gelben Trikot: Mit einem neuerlichen Coup hat der 34 Jahre alte Senkrechtstarter auch den Weltcup in Titisee-Neustadt gerockt. „Pius der Fünfte“ ist nun „Pius der Sechste“ – und ein Ende des Siegeszuges zwei Wochen vor der Vierschanzentournee nicht absehbar.
„Was gerade passiert, ist der Wahnsinn“, sagte Paschke, der seine Führung im Gesamtweltcup weiter ausbaute, im ZDF: „Es läuft einfach. Ich versuche, bei meinen Sachen zu bleiben. Aber dass es jetzt immer für ganz vorne reicht, kann ich mir auch nicht erklären.“
Der erste Weltcupsieg des ruhigen Oberbayers war im Dezember 2023 eine Sensation – nun sind die Triumphe fast schon Alltag. Auch an der vierten Station des Weltcupwinters gewann Paschke – nach Lillehammer, Kuusamo sowie Wisla nun auch gleich doppelt am Titisee, er steht bei fünf Saison- und sechs Karrieresiegen. „Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus“, sagte Severin Freund, ZDF-Experte und Ex-Weltmeister bereits am Samstag.
Nach Sprüngen auf 144,0 und 138,0 m von der Hochfirstschanze lag der Oberbayer aus Kiefersfelden mit 294,1 Punkten da deutlich vor dem Schweizer Gregor Deschwanden (287,7) und Daniel Tschofenig aus Österreich (281,7). Andreas Wellinger (280,0) verpasste als Vierter das Podest knapp. Tags darauf machte er ungleich spannender. Da hatte er mit 141,5 und 142 Metern den Österreicher Michael Hayböck am Ende um winzige 0,4 Punkte distanziert. Und damit ein ansonsten eher mageres deutsches Mannschaftsergebnis kräftig aufpoliert. Ex-Weltmeister Markus Eisenbichler (137 und 138 Meter) belegte Rang 13, Andreas Wellinger kam knapp dahinter auf Platz 14.
Bemerkenswert: Auf dem Podest stand indes Paschke im achten Einzelspringen der Saison zum siebten Mal. Lediglich bei Wellingers Abbruchsieg im zweiten Kuusamo-Springen wurde er Siebter. Gleichzeitig sorgte der Spätstarter für eine deutsche Bestmarke: Lediglich Martin Schmitt hatte in der Saison 1998/99 vor dem Beginn der Vierschanzentournee bereits vier Wettkämpfe gewonnen. Paschke hat nun schon fünf und die Tournee-Generalprobe in Engelberg steht noch aus, Schon jetzt scheint klar: Paschke dürfte als Topfavorit zum ersten Saisonhöhepunkt ab dem 29. Dezember nach Oberstdorf reisen.
Weniger schön: Die anderen DSV-Adler hinter Paschke und Wellinger gehören derzeit weiter nicht zur absoluten Elite. Karl Geiger sprang mit Platz 14 solide. Markus Eisenbichler, zuletzt dreimal in Folge im ersten Durchgang ausgeschieden, erreichte diesmal das Finale und zeigte sich mit Rang 21 am Samstag und eben dem 13. Platz einen Tag später zumindest verbessert.
Doch das alles ließ Paschkes neuerliche Gala vergessen. Er hatte zuvor am Freitag als Duo mit Wellinger den „Super Team“-Wettbewerb gewonnen und für einen deutschen Auftakt nach Maß im Weltcup gesorgt. Mit der Erklärung tat er sich schwer: „Ich bewege mich sicher in diesem Flow-Zustand, wie man das nennt“, sagte er der „Abendzeitung“.
Ein Ende des Flows ist nicht absehbar.