ZUM TAGE

CVC ist nicht der Heilsbringer

von Redaktion

Vermarktung im Skisport

Ein Tag ohne „Brandbrief“ – im Skisport derzeit fast die größere Nachricht, als ein neuer Giftpfeil zwischen den Athleten und Johan Eliasch. In den vergangenen Tagen eskalierte die Situation um den ungeliebten Weltverbands-Boss derart, dass es (vorerst) keine Gewinner mehr gibt. Im Kern geht es um die Frage, wie der Weltcup zukünftig vermarktet werden soll. Eliasch strebte eine Zentralisierung an und versuchte diese durchzusetzen. Die großen Nationalverbände hingegen wollen die TV-Rechte bei sich behalten. Deswegen klagte der DSV – und gewann vor Gericht. Doch gerade jetzt, als man sich mit dem langjährigen Partner-Vermarkter Infront und Eliasch auf einem dem Vernehmen nach annehmbaren Kompromissweg befand, tauchte ein neuer „Player“ auf dem Spielfeld auf. Das Finanzunternehmen CVC bot plötzlich an, sich mit 400 Millionen Euro in den Skisport einzukaufen. Details des Deals waren allerdings schwer nachvollziehbar. Für die FIS Grund genug, das Angebot ohne größere Prüfung abzulehnen.

Ein Fehler – schrien nun 71 Athleten, darunter Mikaela Shiffrin und fünf DSV-Sportler, in den ersten zwei von mittlerweile drei Brandbriefen. Detailliert geäußert hat sich zu dem Fall aber niemand. Den dritten Brief vom vergangenen Samstag zeichneten, aus Schutz für die Kollegen, in erster Linie Verena Stuffer und Leif Kristian Nestvold-Haugen, die Co-Vorsitzende und ein Mitglied der Fis-Athletenkommission. Besonders die Österreicherin Stuffer ist eine interessante Personalie, rebelliert doch deren Verband ÖSV mit am lautesten gegen Eliasch.

Bei all dem Zoff gerät völlig in den Hintergrund, wer oder was CVC überhaupt ist. Als Beteiligungsgesellschaften sammelt CVC Geld ein, das sie verwalten, investieren und vermehren wollen – bis sie ein Objekt weiterveräußern. So geschehen zum Beispiel bei der Formel 1. Einer der Geldgeber ist der saudi-arabische Staatsfonds, andere Investoren bleiben im Dunklen. Fachwissen im Wintersport besitzt CVC jedenfalls nicht und dass kein großes Interesse besteht, defizitäre Disziplinen wie Langlauf, Nordische Kombination oder Frauen-Skispringen zu fördern, dürfte klar sein. Auch deswegen blickt man beim DSV, einem der letzten Verbände, der die komplette Palette an Sportarten fördert, zu Recht mehr als skeptisch auf das CVC-Angebot. Und auch der ÖSV dürfte am Ende wenig Interesse daran haben, seine Prestige-Projekte (Kitzbühel, Schladming, Vierschanzentournee) in Investoren-Hände zu geben.

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