Die neue Art des Profi-Fußballs?

von Redaktion

Was die Icon League dem Profisport voraushat – und wo sie niemals mithalten wird

Obenauf: FCB- und Onefootball-Star Alphonso Davies.

Tradition pur: Das Grünwalder Stadion. © Sampics, Imago

Gigantische Show: Das Finalturnier der Icon League am Sonntag im SAP Garden. © Fischer

München – Eine moderne Arena, jede Menge Prominenz – unter anderem Toni Kroos, Antonio Rüdiger, Robert Andrich und Franck Ribéry – sowie ein unterhaltsamer Ablaufplan gepaart mit fußballerischen Highlights. Dass das ausverkaufte „Final 8“-Turnier der Icon League – Kleinfeldliga von Fußball-Legende Kroos und Deutschlands größtem Streamer Elias Nerlich – ein Erfolg werden würde, kam wenig überraschend. Schließlich war es perfekt auf die junge Zielgruppe angepasst, die begeistert waren, ihre Helden des Internets einmal live sehen zu dürfen. Alleine die Chance, von ihrem Idol unter Umständen ein Erinnerungsbild ergattern zu können, war für viele Fans das Eintrittsgeld wert.

Die Stimmung war natürlich nicht mit der eines traditionellen Fußballspiels zu vergleichen, eher mit der einer Unterhaltungsshow zur TV-Primetime. Der Verfasser dieser Zeilen bekam den Vergleich vor Augen geführt, war sowohl am Samstag beim Heimspiel des TSV 1860 gegen den SC Verl (0:4) vor Ort, als auch tags darauf bei der Icon League. Die größten Unterschiede und Gemeinsamkeiten:

■ Publikum

Bei den Löwen macht`s die Mischung: Rentner stehen neben Kindern, die von ihren Eltern bereits in jungen Jahren zum TSV 1860 mitgenommen werden. Dagegen ist das Publikum der Icon League durchschnittlich deutlich jünger. Die meisten Besucher beim Final 8 waren zwischen 14 und 30 Jahre alt. Ein weiterer eklatanter Unterschied: die schwache Performance der Sechzger vermieste einem Großteil des Publikums die Stimmung gewaltig. Bei der Icon League hatten zwar auch die meisten Fans ihren persönlichen Favoriten, Sieg oder Niederlage entschied dabei jedoch in den seltensten Fällen über den Gemütszustand.

■ Rahmenprogramm

Natürlich haben sich auch Fußballspiele immer mehr in Richtung Event entwickelt, jedoch nicht vergleichbar mit Show-Veranstaltungen wie der Icon League. Am Sonntag im SAP Garden beispielsweise gab es Musikauftritte mehrerer namhafter Künstler wie Reezy oder Herbert Grönemeyer. Bei Fußballspielen ist es meistens am Publikum selbst, für gute Stimmung zu sorgen, auch wenn der Stadionsprecher die Menge natürlich zusätzlich aufheizt.

■ Sport

Hacke hier, Übersteiger dort. Die „Zocker“ bei der Icon League verzückten das Publikum mit zahlreichen Kabinettstückchen, vollführt von ehemaligen Bundesliga-Profis und hochklassigen Amateurfußballern. Zweikämpfe spielen eine untergeordnete Rolle. Das sieht im Profifußball zwangsläufig anders aus. Verständlich, da die dortigen Spieler um möglichst gut dotierte Verträge und für ihre Vereine spielen, bei denen je nach Abschneiden auch Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Daher ist die größere Lockerheit, die natürlich einen gewissen Spaßfaktor für die Fans mit sich bringt, auch recht leicht zu erklären.

■ Fazit

Um dem oft harten Geschäft Profifußball für einige Stunden zu entkommen, bietet die Icon League eine willkommene Abwechslung. Die Macher der Liga betonten auch häufig, keinen Ersatz für den Profifußball darstellen zu wollen, sondern eine Alternative am oft fußballarmen Montagabend, wenn die regulären Spieltage der Icon League stattfinden. Denn bei allem Glamour und Star-Faktor: die Emotionen – negativ wie positiv–, die ein Fußballfan verspürt, wenn sein Verein spielt, können durch kein Showformat dieser Welt ersetzt werden. Und das ist gut so.
MARCO BLANCO UCLES

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