Fällt einige Wochen verletzt aus: Raphael Schifferl. © IMAGO
Droht ihm der Abpfiff? 1860-Coach Giannikis. © Sampics
Wie lange schauen sie noch tatenlos zu? Sportgeschäftsführer Christian Werner und Präsident Robert Reisinger (r.). © Sampics
München – Am kommenden Wochenende steht Argirios Giannikis zum 38. Mal als Cheftrainer des TSV 1860 in der 3. Liga an der Seitenlinie. Vor knapp elf Monaten wurde der 44-Jährige an der Grünwalder Straße vorgestellt, nachdem Maurizio Jacobacci Anfang Dezember freigestellt und für die letzten zwei Spiele vor der Winterpause durch Frank Schmöller ersetzt wurde. Damals hatten die Löwen nur noch ein Drei-Punkte-Polster auf den ersten Abstiegsplatz.
Die Bilanz des Italo-Schweizers: Zwölf Siege, sechs Unentschieden, 13 Niederlagen – ergibt einen Punkteschnitt von 1,33 Zählern pro Partie. Sein Nachfolger steht mit sechs absolvierten Spielen mehr unter seiner Verantwortung nur unwesentlich besser da. 1,35 Punkte holte Giannkis im Schnitt pro Spiel (14 Siege, acht Niederlagen und 15 Unentschieden). Vor allem die Heimbilanz in der laufenden Spielzeit ist unter Giannikis desolat. Mit zwei Siegen, einem Remis und sechs Pleiten stehen die Giesinger gemeinsam mit Hannover 96 II punktgleich auf dem letzten Platz der Heimtabelle.
„Trainer raus“-Rufe bei 0:4 gegen Verl
Wenigstens in der Fremde macht die Mannschaft Freude. Mit fünf Siegen und zwei Unentschieden steht der Drittliga-Dino noch vor Dynamo Dresden auf Rang eins der Auswärtstabelle. Vielen Fans reicht das aber nicht, zumal der Abstand zur kritischen Zone kleiner (sechs Punkte) als nach oben ist (sieben). Nach dem schlimmen 0:4 am vergangenen Samstag gegen den SC Verl droht die Stimmung zu kippen. Im Grünwalder Stadion waren „Trainer raus“-Rufe aus der Stehhalle zu hören. Und auch zwei Tage später ist die Laune beim Anhang kaum besser.
„Schön langsam reicht‘s“, ärgert sich Sepp H. auf unserer Facebook-Fan-Seite „TSV 1860 News“. „Wie lange darf der noch weiterwurschteln?“, fragt ein anderer User. „Abreise“, fordert Karl K. und Martina S. glaubt, es „wird langsam Zeit für Veränderungen“. Die Gefühlslage war schon am Samstag spürbar. Viele Anhänger kamen erst gar nicht oder verabschiedeten sich deutlich vor dem Schlusspfiff von Felix Bickel und gingen schlecht gelaunt nach Hause.
Zum Ausklang des Löwen-Jahres ist der Deutsch-Grieche mit seiner Mannschaft in Aue gefordert (Samstag, 14.03 Uhr). Wird das Spiel bei den 6:4-Siegern von Sandhausen sogar ein Endspiel für Giannikis, falls auch die bislang starke Auswärtsserie reißt? Nicht wenige Clubs nutzen die Winterpause, um auf der Trainerposition einen neuen Impuls zu setzen. Nervös wirkt Giannikis aber nicht, betonte stattdessen in kleiner Presserunde am Dienstagnachmittag: „Platz 13 ist nicht unser Anspruch, das wissen wir. Ich sehe allerdings, das wir uns nach dem Saisonstart mit den drei Niederlagen entwickelt haben.“
Würde im Umfeld wohl nicht jeder unterschreiben. Heimschwäche und fehlende Konstanz lassen sich kaum durch Stotterstart, Schiedsrichter- und Verletzungspech schönreden. Gestern bestätigte Giannikis, dass neben Kapitän Jesper Verlaat wohl auch Raphael Schifferl den Vorbereitungsstart am 3. Januar verpassen wird. Er wirkt nicht wie ein Trainer, der sich Sorgen um seinen Job macht. Überhaupt stellt sich die Frage: Kann sich der TSV 1860 eine Entlassung überhaupt leisten? Setzt es in Aue die neunte Niederlage, dürfte am 4. Advent nicht nur über dieser Frage gebrütet werden.
J. BULLINGER, U. KELLNER