ZUM TAGE

Bayerns Sportler jubeln, andere kriegen nichts

von Redaktion

Zusätzliche Medaillenprämie

„Bayern ist ein Sportland!“ Mit diesen Worten begann Ministerpräsident Markus Söder seine Rede anlässlich der Auszahlung einer Zusatzprämie für die Medaillengewinner von Paris 2024 – sofern sie denn aus Bayern kommen. Aber starten die Athletinnen und Athleten nicht für Deutschland? Ist Bayern schon ein eigenständiges Land? Bei den Winterspielen hätte der Freistaat im Medaillenspiegel schon mal gute Chancen, vor „Restdeutschland“ zu landen. Bei den Olympischen und Paralympischen Spielen sieht das anders aus.

Die deutsche Sportförderung ist, ähnlich wie bei der Bildung, föderalisiert – Bayern legt gerne mal was obendrauf. Bleibt abzuwarten, ob das massenhaft Leistungssportler aus den anderen Bundesländern anlockt und Bayern bei den Spielen 2028 in Los Angeles abräumt. Denn neu-bayerische Medaillen-Hoffnungen wollen auch von der Prämie profitieren. Wobei: So viele gibt es davon zum jetzigen Zeitpunkt nicht, denn die Ausbeute in Paris war zumindest von den Medaillen her eher überschaubar.

Immerhin aus der privaten Wirtschaft wurde angekündigt, dass die Drogeriemarkt-Kette Rossmann ab 2028 die von der deutschen Sporthilfe ausgeschüttete Prämie für alle Medaillengewinner verdoppelt. Es geht aber nicht nur um die Allerbesten: Die Sportler fordern schon seit Längerem eine Grundsicherung – zu Recht. Es wird immer wieder erwartet, dass zu den Höhepunkten absolute Topleistungen abgerufen werden. Dass Athleten aber oft ihren Hochleistungssport nur nebenbei machen können, weil sie irgendwie anders ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, das spielt während der zwei Wochen bei den Olympischen Spielen für die Zuschauer, die „unsere Sportler“ anfeuern, keine Rolle.

Einen noch größeren Unterschied als bei den Olympia-Stars macht die fünfstellige Prämie für die Para-Sportler aus. Während Sprint-Ass Gina Lückenkemper, Reit-Queen Jessica von Bredow-Werndl und Ruder-König Oliver Zeidler sich natürlich über die zusätzlichen fünfstelligen Beträge freuen, fordern sie oftmals schon mehr. Die Kosten für den Sport seien immer noch nicht gedeckt. Für Para-Schwimmer Taliso Engel hingegen sind 20 000 Euro für eine Goldmedaille einfach nur eine „große Hilfe“, mit der er vor Paris nicht gerechnet hatte. Alles eine Frage der Perspektive. alexander.vormstein@ovb.net

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