Casse legt seinen Makel ab

von Redaktion

Italiener gewinnt mit 34 den Super-G von Gröden – Verbände beschließen Zentralvermarktung

Zufriedenes Lächeln: DSV-Mann Stefan Schwarzbach zeigt sich erfreut über den Vermarktungsdeal. © IMAGO

Späte Premiere: Mattia Casse feierte in Gröden seinen ersten Weltcupsieg – natürlich stilecht mit Schampus. © IMAGO

Gröden – „Trainingsweltmeister“ Mattia Casse hat im zarten Skifahreralter von 34 Jahren erstmals und hauchdünn ein Weltcup-Rennen gewonnen. Der Italiener setzte sich bei schwierigsten Verhältnissen beim Super-G in Gröden mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung auf Jared Goldberg (USA) und vor dem favorisierten Riesenslalom-Olympiasieger Marco Odermatt (Schweiz) durch. Luis Vogt holte als 16. sein bestes Weltcup-Ergebnis. Simon Jocher schied aus, Romed Baumann verpasste die Punkte.

Anders Casse. „Ich weiß um mein Potenzial bei diesen Bedingungen, da darf man nicht zu hart fahren. Ich mag das“, sagte er über die nach starkem Schneefall weiche Saslong. Der frühere Juniorenweltmeister stand in den vergangenen beiden Jahren dreimal als Dritter auf dem Stockerl, galt für viele aber als ungewollter Trainingsspezialist. Die Zahlen sprechen dafür. Achtmal erzielte er bei Testläufen im Weltcup die Bestzeit. In Gröden schlich er bei Schneefall und Wind katzengleich über die Piste und lag knapp vor Goldberg. Odermatt hatte 0,43 Sekunden Rückstand.

Derweil kam die alpine Szene einen großen Schritt weiter was die zukünftige Vermarktung angeht. Der Deal zur Zentralvermarktung tritt nach langen Verhandlungen in Kraft. „Das ist ein vernünftiges Gerüst“, sagte Stefan Schwarzbach, Vorstandsmitglied beim Deutschen Skiverband (DSV) nach der Verkündung des Geschäfts. Der nun beschlossene Vertrag komme dem Alternativvorschlag sehr nahe, den Verbände wie der DSV im Vorjahr vorgelegt hatten.

Die Fis machte den einzelnen Nationalverbänden, die um ihr Mitspracherecht gefürchtet hatten. Zugeständnisse, um sie ins Boot zu holen. Nach dem DSV willigten in dieser Woche dann die Schweiz, die USA und Kanada in den Deal ein. Nur Österreich lehnt die Zentralvermarktung weiterhin ab. „Wir hätten bestehende Verträge brechen müssen, was mit unserer Wertekultur nicht übereinstimmt“, sagte ÖSV-Geschäftsführer und -Generalsekretär Christian Scherer. Der Verband bleibe seinem Partner IMG treu.

Der umstrittene Fis-Chef Eliasch sprach in einer Fis-Mitteilung trotzdem von einem „historischen Tag“. Der FIS-Vorstand genehmigte außerdem einen langfristigen Kalenderrahmen bis ins Jahr 2034, um allen Seiten größtmögliche Planungssicherheit zu gewährleisten.

Bruno Marty vom Vermarkter Infront stellte einigermaßen zufrieden fest: „Diese neue Struktur hebt die etablierte, zwei Jahrzehnte lange Partnerschaft von Infront mit der FIS und ihren Mitgliedsverbänden auf die nächste Stufe.“

„Durch die Zentralvermarktung können die unterschiedlichen Pakete effizienter gestaltet und vermarktet werden, was sich letztlich dann auch in höheren Erträgen widerspiegeln sollte“, sagte DSV-Mann Schwarzbach und stellte in der Sache aber klar: „Wir als Nationalverbände sitzen weiter am Steuer.“

Das Infront-Geschäft ist nicht zu verwechseln mit dem möglichen Einstieg eines Investors, der zuletzt in der Ski-Welt für Aufsehen gesorgt hatte. Das Finanzunternehmen CVC war auf die Fis zugegangen mit dem Vorschlag, künftig zusammenzuarbeiten – Eliasch aber lehnte ab.

Weil dabei eine Investition von 400 Millionen Euro im Raum stand, beschwerten sich etliche Sportlerinnen und Sportlerinnen, dass sie nicht in den Prozess eingebunden wurden. In zwei Brandbriefen übten die Athleten – darunter Stars wie Mikaela Shiffrin (USA), Marco Odermatt (Schweiz) und der Deutsche Linus Straßer – heftige Kritik an der Fis und Eliasch. Der Präsident behauptete daraufhin, dass die Schreiben nicht ernstzunehmen seien und viele Sportler den Brief unterschrieben, ohne inhaltlich dahinterzustehen.
SID

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