Am Donnerstag, als Vincent Kompany ein letztes Mal für dieses Jahr auf dem Presse-Podium an der Säbener Straße saß, war es noch zu früh für ein Fazit. „Fragt mich am 2. Januar noch einmal“, rief der Trainer des FC Bayern in den Raum – aber irgendwie überkam es ihn dann doch. 3:30 Minuten dauerte der Monolog, zu dem der 38-Jährige auf eine entsprechende Frage ansetzte, und das Schlagwort, das im Gedächtnis blieb, taugt zum Bilderbuch-Beispiel eines zufriedenen Arbeitnehmers. Vincent Kompany sagte: „Bei allem, was ich hier getan habe, habe ich mich zuhause gefühlt.“ Balsam auf die Bayern-Seele.
Man darf davon ausgehen, dass diese Worte auch in den höheren Etagen, am Tegernsee und in Grünwald vernommen wurden, wo die Entscheidungsträger des Vereins im Endspurt des Jahres einen ganz genauen Blick auf Kompanys Wirken warfen. Nicht, weil – wie etwa bei Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel – erste Störgeräusche zu vernehmen sind, sondern weil Kompany sich auf der Zielgeraden seines ersten halben Jahres beim FC Bayern in einer Situation zurechtfinden musste, die alles andere als einfach war. Daraus, wie der junge Trainer mit einer ungeplanten Verletztenmisere sowie der Niederlage in Mainz umgeht, lassen sich schon ein paar Schlüsse für den Rest der Saison ziehen. Nach dem großen Finale 2024 gegen Leipzig – und dem eindrucksvollen Sieg zum Jahresabschluss – kann man sagen: Kompany hat die nächste Reifeprüfung bestanden.
Es ist beim FC Bayern gerade zu sehen, wie ein Trainer und eine Mannschaft gemeinsam wachsen. Und genau das – und nicht expected goals oder Super-Serien – sind der Grund dafür, aus dem der Rekordmeister optimistisch ins neue Jahr starten kann. Das große Ziel, das Finale, am besten der Titel dahoam, ist noch weit, weit weg. Aber der Weg, der nach drei Jahren unter mal mehr und mal weniger falschen Trainern eingeschlagen wurde, wirkt richtig auf allen Ebenen. Die Bosse sind zufrieden, die Stars folgen Kompany, zur Not – wie im Endspurt – auch über die Schmerzgrenze hinweg.
Dass noch nichts gewonnen ist, ist klar. Aber dass der Meistertitel genauso wenig ein Selbstläufer ist wie das Achtelfinale der Champions League, kann auch ein Vorteil sein. Es gibt genug Gelegenheit, weiter miteinander groß zu werden. Stand Dezember 2024 scheint es möglich, dass Kompany bei seinem echten Fazit im Juni auf Titel zurückblickt.