Totales Verständnis für Fan-Frust

von Redaktion

1860-Sportchef Werner spielt Blitzableiter, akzeptiert seine Sperre und glaubt an Wende zum Guten

Ein Blauer sieht Rot: Sportchef Christian Werner. © Sampics

Nicht nur die Fans schieben Frust: Die restlos bedienten 1860-Profis nach der 0:4-Heimpleite gegen Verl. © Sampics / Stefan Matzke

München – Zumindest einer beim TSV 1860 scheint mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen. Anders als der Trainer verzichtet Sportchef Christian Werner darauf, die jüngste Entwicklung trickreich schönzurechnen („Klammert man Verl aus und lässt den Saisonstart weg…“). Stattdessen ging er am Mittwoch auf die Trainingskiebitze zu – und stellte sich geduldig als Blitzableiter zur Verfügung. „Wegducken ist nicht mein Ding“, sagte er zu unserer Zeitung: „Ich habe totales Verständnis dafür, dass die Fans frustriert sind. Wir verlieren zu Hause mit 0:4 gegen Verl, also wenn man das nicht mehr kritisieren darf, dann läuft was gewaltig schief.“ Zumal der Dialog respektvoll abgelaufen sei. Werner: „Das ist mir immer wichtig – dass man auch im Groll nicht die Grenzen des Anstands verlässt.“

Am Samstag in Aue bekommt der Sportchef noch mehr Fan-Nähe zu spüren, zwangsweise. Grund dafür ist seine Rote Karte wegen Meckerns aus besagtem Spiel gegen Verl – sie trug ihm eine Sperre für ein Spiel ein (plus 1000 Euro Geldstrafe). Im Nachhinein sieht er ein, dass Felix Bickel Außenbahndribbler Kozuki zurecht vom Platz gestellt hat. Und er wird sich klaglos im Erzgebirgsstadion auf die Tribüne setzen. Innenraumverbot 30 Minuten vor und nach dem Spiel. „Kein Problem für mich“, sagt Werner: „Ich werde mir irgendwo ein ruhiges Plätzchen suchen – die Mannschaft und das Trainerteam kriegen das auch ohne mich hin.“

Die 0:4-Klatsche gegen Verl – auch für den Sportchef ist sie seit Mittwoch offiziell abgehakt. „Inhaltlich wurde alles aufgearbeitet“, so Werner: „Der Blick in den Rückspiegel bringt uns die Punkte nicht zurück. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Mannschaft am Samstag liefert, dass sie wieder ihr Auswärtsgesicht zeigt.“ Und dass sich die Gemüter im Falle eines Punktgewinns wieder beruhigen.

Und danach? Werner sagt, er werde sich nur eine sehr kurze Weihnachtspause gönnen. „Freie Tage sind überbewertet“, scherzt er: „Ich werde meine Mutter besuchen, zeitnah zurück nach München kommen, und dann geht die Arbeit weiter. Wir haben Ziele, wir sind ehrgeizig. Wir werden auch den Transfermarkt beobachten, und dann hoffen wir mal, dass wir in der Rückrunde das Maximale für uns rausholen können.“
ULI KELLNER

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