ZUM TAGE

Werners knifflige Weihnachtsfrage

von Redaktion

Mit Giannikis ins neue Löwen-Jahr?

Aue feierte Weihnachten. Mit Schlitten- und Schnee-Choreo vor und bergmännischer Mettenschicht nach der Partie. „Im Arzgebirg is wahrlich schie, wenn’s draußen stürmt un schneit!“, stand auf einem blockumspannenden Banner, und aus Sicht der Gäste vom Giesinger Berg konnte man da ein bisschen neidisch werden – vor allem die Sportliche Leitung, der nach der Jahresabschluss-Niederlage (1:3) ungemütliche Festtage bevorstehen.

„Der Trainer hat immer meine Rückendeckung und volle Unterstützung“, sagte Christian Werner vor dem Spiel: „Danach werden wir die Hinrunde in Gänze analysieren.“ Und es ist eine durchaus knifflige Analyse, die da auf den Sportgeschäftsführer zukommt – mit der entscheidenden Frage: Ist Argirios Giannikis der Trainer, dem er zutraut, im neuen Jahr Aufbruchsstimmung zu erzeugen, 1860 vor dem Abstieg zu bewahren und die Massenflucht aus dem Grünwalder Stadion zu verhindern?

Ein vielschichtiges Problem, das Werner in Ermangelung eines Geschäftsführerkollegen mit sich selbst erörtern muss. Auf der einen Seite hat die Mannschaft in Aue gezeigt, dass sie nicht gegen den Trainer spielt. Nach dem frühen Rückstand hätte das Team einbrechen und sich eine weitere Klatsche einhandeln können (wie beim 0:4 gegen Verl). Stattdessen bäumte sich die ersatzgeschwächte Elf auf, dominierte die Partie 75 Minuten lang und muss sich lediglich vorwerfen lassen, vorne nur eine von vielen Chancen genutzt zu haben. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie intakt ist“, sagte Giannikis.

Auf der anderen Seite, das weiß auch Werner, hat die Mannschaft in den 19 Spielen der Hinrunde zu selten das in ihr schlummernde Potenzial zur Entfaltung gebracht. Lausiger Punkteschnitt (1,26), bereits neun Niederlagen (fast jedes zweite Spiel verloren) und alarmierende 34 Gegentore (1,8 pro Partie) – die Bilanz eines Abstiegskandidaten. Wäre es nicht Aufgabe des Trainers, für Konstanz, Stabilität und eine schlüssige Spielidee zu sorgen, speziell in Heimspielen, wo es eine historische Negativserie setzte? Die ruhige Aura des Trainers, die zu Beginn seiner bald einjährigen Amtszeit zum Klassenerhalt beitrug, sie scheint einem emotionalen Aufbruch im Wege zu stehen. Viel Energie verwendet Giannikis dafür inzwischen für das Rechtfertigen einer Entwicklung auf, die nur er sieht – mithilfe von abstrusen Hätte-wenn-und-Aber-Verrenkungen.

Unter dem Strich wird Werner abwägen müssen, ob das gesteckte Ziel mit Giannikis erreicht werden kann (besser als Platz 15 im Vorjahr) – und ob es sinnvoll wäre, nicht vorhandenes Geld für einen neuen Trainer lockerzumachen, wo dem Team womöglich nur zwei, drei Kaderergänzungen fehlen, um in die Spur zu kommen. In seiner momentanen Doppelfunktion wird ihm sein kaufmännischer Verstand womöglich dazu raten, den Neuanfang auf Sommer 2025 zu verschieben. Dann läuft der Vertrag mit Giannikis ohnehin aus.

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