Auf dem Podest: Franziska Preuß und Selina Grotian. © IMAGO
München – Nach den kräftezehrenden Traumtagen von Annecy-Le Grand Bornand sehnte sich Franziska Preuß nach Ruhe. „Ich freue mich einfach, dass ich es geschafft habe, es heim geht und mal kurz Pause ist“, sagte die 30-Jährige nach drei Podestplätzen in drei Tagen. Sie wolle über die Feiertage „erstmal wieder richtig gesund werden“ und werde deshalb Weihnachten „im ganz kleinen Kreis feiern. Ich hoffe, dass ich so fit bin, dass ich zumindest meine Family sehen kann“.
Wegen gesundheitlicher Probleme wurde der letzte Weltcup des Jahres für die derzeit beste Biathletin zur körperlichen Tortur – doch die Strapazen lohnten sich: Preuß greift als erste Deutsche seit Laura Dahlmeier in der Saison 2016/17 nach dem Triumph im Gesamtweltcup.
Nach acht Saisonrennen beträgt der Vorsprung auf die Schwedin Elvira Öberg bereits satte 194 Punkte. Schon jetzt ist klar, dass die Bayerin das Gelbe Trikot sowohl beim Heimweltcup in Oberhof als auch in Ruhpolding tragen darf.
Ihr Erfolgsgeheimnis? „Das weiß ich nicht. Das ist das, was Biathlon ausmacht“, erklärte Preuß mit breitem Grinsen: „Manchmal weiß man nicht, warum es läuft und manchmal weiß man nicht, warum es nicht läuft.“ Sie hoffe einfach, dass es in den 13 verbleibenden Rennen „im neuen Jahr so weitergeht“.
Bleibt sie nach schweren Jahren endlich dauerhaft gesund, spricht wenig dagegen. Aktuell ist sie die Konstanz in Person – Preuß war nie schlechter als Fünfte, sie stand zuletzt sechsmal in Serie auf dem Podest.
Und Preuß liefert in jeder Disziplin, trägt neben Gelb auch die Roten Trikots in Sprint, Verfolgung und Massenstart. „Die Franzi ist unglaublich stabil“, schwärmte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling: „Es ist toll, dass wir die Athletin im Gelben Trikot haben – und das nicht nur für einen Wettkampf, sondern nach einem ganzen Trimester.“ Preuß agiere „extrem souverän“, so Bitterling. Das liegt sicher auch an der neuen teaminternen Konkurrenz.
Versprechen für die Zukunft
„Das Klima in der Mannschaft passt. Jung und alt, die ergänzen sich perfekt. Und das zeigt sich in den Leistungen“, lobte Frauen-Trainer Kristian Mehringer. Nach dem aufsehenerregenden Saisonstart der 19 Jahre alten Julia Tannheimer räumt nun Selina Grotian ab – und zwar so richtig: Bei ihrem Sieg im Massenstart am vergangenen Sonntag war Grotian mit 20 Jahren, 8 Monaten und 27 Tagen gerade einmal zehn Monate älter als Magdalena Neuner bei ihrem Premierenerfolg und gar neun Monate jünger als Dahlmeier.
„Die Selina hat eine tolle Entwicklung genommen in den letzten Wochen“, sagte Bitterling. Sie sei „wie auch Julia Tannheimer ein ganz großes Versprechen für die Zukunft.“