Überragte letztes Jahr: Friedrich Moch. © IMAGO
München – Bei der Tour de Ski des Vorjahres wuchs Friedrich Moch über sich hinaus und wurde „Friedrich der Große“. Nun würde Deutschlands bester Langläufer bei der Tour, die diesmal ein „Giro d‘Italia“ ist, schon die Rolle als „Friedrich der Mittelgroße“ gefallen. „Es wird ganz schön zur Sache gehen“, sagt der Allgäuer: „Mit Top 6 wäre ich schon sehr zufrieden.“
Understatement für einen, der beim hammerharten Etappenrennen 2023/24 sensationell Gesamtzweiter wurde? Keineswegs! Die am Samstag (12.00/14.30 Uhr/ZDF und Eurosport) beginnende Tour, die erstmals komplett in Italien ausgetragen wird, ist immens stark besetzt. „Ich habe noch von keiner Absage gehört“, sagt ein motivierter Moch.
Heißt: Auf den sieben Etappen kommt es zum Duell „Frieder gegen Norge“. Die Norweger laufen bislang im Winter der Heim-WM in Trondheim ab Ende Februar alles in Grund und Boden, im Gesamtweltcup führt Tour-Titelverteidiger Harald Amundsen Östberg vor dem dreimaligen Tour-Sieger Johannes Hösflot Kläbo und drei weiteren Norwegern. Beim besten Saisonergebnis in Lillehammer war Moch bester Nicht-Norweger – als Siebter!
„Aber natürlich werde ich alles geben, um wieder möglichst weit vorne zu landen“, sagt der 24-Jährige. Zumal er die Tour mit dem einzigartigen Schlussanstieg auf der Alpe Cermis liebt: „Das Format passt ziemlich gut zu mir. Gerade beim Final Climb konnte ich viel Boden gutmachen.“
Aufholen auf die Konkurrenz – das wäre im Sinne von Bundestrainer Peter Schlickenrieder, der um die dreifache Bedeutung der Tour weiß. Erstens sollen seine Frauen und Männer nach dem soliden Saisonauftakt den nächsten Schritt nach vorne machen: „Vielleicht schaffen wir ja den ersten Podestplatz der Saison.“
Zweitens ist die Tour eine entscheidende Wegmarke Richtung Trondheim-WM. Und drittens geht es nach Toblach für Etappe fünf bis sieben nach Val di Fiemme, wo 2026 die olympischen Langlauf-Wettbewerbe stattfinden – die Tour als Doppel-Test.
Bitter also, dass eine der beiden deutschen Peking-Olympiasiegerinnen fehlt: Katharina Hennig, 2022/23 bislang als beste deutsche Läuferin Tour-Fünfte, muss nach gesundheitlichen Problemen passen. Auch Coletta Rydzek muss angeschlagen auf den ersten Saisonhöhepunkt verzichten. Also ruhen die Hoffnungen auf der anderen Olympiasiegerin: Victoria Carl schnupperte im Vorjahr am Podest, ehe ziemlich viel schief lief.
„Das ist abgehakt“, sagte die Thüringerin, die damals in Davos wegen Sturz- und Materialpech alle Podiums-Chancen verspielte und Neunte wurde. „Ich gehe genauso locker rein wie letztes Jahr“, sagte die 29-Jährige im Sportschau-Podcast: „Ich komme immer besser in Form.“
Als kräftigere Läuferin kommt Carl die abschließende Bergankunft nicht entgegen. Die federleichte Therese Johaug kann indes die Alpe Cermis hinauffliegen – das hat die Norwegerin bei ihren drei Gesamtsiegen (2014, 2016, 2020) bewiesen.
SID