ZUM TAGE

Eine letzte Pause vor dem Wahnsinn

von Redaktion

Spielplan der Fußball-Bundesliga

Man muss die Stille fast genießen. Die Winterpause – früher einmal ein quälend langer Januar, heute knappe drei Wochen kurz vor Weihnachten bis zum Jahresanfang – markiert eine der letzten verbliebenen fußballfreien Zeiten.

Während sich die Weihnachtsvorräte langsam dem Ende zuneigen und man es sich auf dem Sofa bequem macht, bekommt man dabei nämlich ein Gefühl, das es lange nicht mehr gab: Vorfreude. Es laufen keine Spiele, keine Bundesliga, keine Champions League, keine Nationalmannschaft. Die wirklich Süchtigen können natürlich nach England in die Premier League schauen, der Rest muss aber zumindest diese kurze fußballfreie Zeit überbrücken, bis es am 10. Januar wieder losgeht.

Diese Phasen sind wichtig, für Fans wie die Spieler, um das Interesse am Sport und auch dessen Qualität hochzuhalten. In den traditionell vollgepackten Spielplänen in Herbst und Winter verschwommen die Partien in einen großen Mischmasch aus Ergebnissen, bei denen man – hatte man ein Spiel verpasst – teils gar nicht mehr wusste, ob es sich lohnt, die Spielzusammenfassung zu schauen oder einfach bis zur nächsten Partie am Folgeabend zu warten.

Im nächsten Jahr schaukelt sich dieser Wahnsinn noch weiter hoch. Durch das Nations-League-Finalturnier und die anschließende Club-WM in den USA droht den Nationalspielern des FC Bayern und Borussia Dortmund ein pausenfreier Terminkalender mit bis Mitte Juli. Profis wie Joshua Kimmich oder Julian Brandt könnten allein in dieser Rückrunde auf 41 (!) Spiele kommen – und müssten nach der Mini-Sommerpause quasi ohne Regenerationszeit wieder in die Vorbereitung der nächsten Saison starten.

Dieser Termin-Irrsinn sorgt nicht nur für einen Überdruss bei den Zuschauern, er erhöht auch die Verletzungsgefahr der Spieler. Wenn immer mehr Topstars ausfallen, nimmt logischerweise auch das Niveau ab und der Fußball läuft Gefahr, sich selbst unattraktiver für seine Fans zu machen.

Dabei ist es schön zu merken, wie es ist, auf ein besonderes Turnier oder Spiel hinzufiebern. Zuletzt hatte man dieses Gefühl vor der Heim-EM, aktuell reicht dafür schlicht der nächste Bundesliga-Spieltag – zwölf Tage müssen wir bis dahin noch überstehen. Vincent.Tschirpke@ovb.net

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