VIERSCHANZENTOURNEE

Paschke gegen Österreich

von Redaktion

Starker Vierter bei ÖSV-Dreifachsieg

Abschiedsgruß: Paschke nach dem 2.Sprung. © IMAGO

Austria jubelt dreifach: Jan Hörl, Stefan Kraft und Daniel Tschofenig. (v.li.). © IMAGO

Die Wucht der Kulisse: 25 500 Fans jubelten Paschke & Co. zu. © IMAGO

Oberstdorf – Pius Paschke nahm die Hand nach oben und winkte als er zum letzten Mal durch den Auslauf der Oberstdorfer Arena schlitterte. Das sah nicht euphorisch aus, eher ein bisschen Schulter zuckend. Nach dem Motto: „Leute, ich habe alles versucht.“

Aber er hat ja auch eine ganze Menge erreicht, bei diesem Auftaktspringen der 73.Vierschanzentournee. Platz vier sprang am Ende mit seinen Flügen auf 138 und 133,5 Meter heraus. Paschke ist zumindest in Position, für die Dinge, die auf dem Weg nach Bischofshofen noch kommen mögen. Dementsprechend war der Routinier auch mit sich und der Welt ganz zufrieden. Vor allem damit, wie ihm der Umgang mit der Wucht der Kulisse von 25 500 Zuschauern gelungen war. „Ich habe die Emotionen ganz gut in den Sprung mitnehmen können“, sagte er, „das war nicht immer so.“

Allerdings ist nun endgültig klar: Der deutsche Hoffnungsträger muss auf dem Weg zu Höherem bei diesem Turnier über eine breite österreichische Wand hinwegkommen. Zwar fiel der Ernstfall nicht ganz so furcht einflößend aus, wie es der rot-weiß-rote Fünffachsieg in der Qualifikation hatte vermuten lassen. Doch immerhin auf dem Podest war Austria unter sich. Stefan Kraft (138/135,5 Meter) zeigte zum bestmöglichen Zeitpunkt den jugendlichen Himmelsstürmern Jan Hörl und Daniel Tschofenig, dass Erfahrung auch im derzeit weltbesten Team ein wertvolles Gut ist und schnappte sich den Tagessieg.

Paschke fehlten letztlich 13,8 Punkte auf den Tourneechampion von 2015. Umgerechnet sind das etwas mehr als siebeneinhalb Meter. Keine Vorentscheidung, aber schon eine kleine Hypothek. Die Bundestrainer Stefan Horngacher indes wenig juckte. „Der Pius ist in Position“, sagte er, „ich bin sehr zufrieden. Jetzt fahren wir nach Garmisch und greifen wieder an.“

Der Wermutstropfen ist: Paschke ist im Rennen um den goldenen Adler, in dem Horngacher gerne mehrere seiner Schützlinge gesehen hätte, schon weitgehend alleine. Karl Geiger, im ersten Versuch noch 18., zauberte dem Weltcup-Primus zumindest mit seinem blitzsauberen 138-Meter-Flug im zweiten Durchgang ein Lächeln auf die Lippen. Und verzückte die Arena, von der er nur einen Steinwurf entfernt wohnt. Mit Platz acht war er „total zufrieden. Es geht in die richtige Richtung“, wie er sagte. Doch zu Kraft und der Spitze fehlen ihm schon satte 19,5 Meter.

Überhaupt hätte dieser Tourneeauftakt für den Deutschen Skiverband leicht zum satten Tiefschlag werden können. Nur drei der sechs Starter schafften es überhaupt ins Finale. Darunter auch Andreas Wellinger, der sich mit 129 und 132,5 Metern auf Platz 20 quälte. Mehr als 27 Meter fehlen ihm schon auf Kraft – der Ruhpoldinger ist raus aus dem Kreis der Tournee-Favoriten. „Es fehlen immer noch Kleinigkeiten“, berichtete er mit zerknautschter Miene, „ich muss jetzt versuchen, mich von Sprung zu Sprung wieder heranzuarbeiten.“

Was die Kollegen Philipp Raimund (40.) und Stephan Leyhe (48.) wohl ähnlich sehen dürften. Beide mussten ebenso wie Junior Adrian Tttel schon nach einem Sprung die Taschen packen. Leyhe tat es nach seinem fürchterlichen 114,5-Meter-Hüpfer mit einem schulterzuckenden Blick nach vorne. „Neues Springen, neues Glück.“

Vom Trainer bekamen alle Deutschen einen Auftrag. „Sie können dem Pius helfen“, forderte Horngacher. Wie? „Am besten mit guten Sprüngen.“

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