Die perfekte Dramaturgie

von Redaktion

In letzter Minute holt sich EHC München zum Jahresausklang den 3:2-Sieg

Die letzten Zweikämpfe des Kalenderjahres: Die Münchner Heigl und Oswald gegen die Grizzly-Verteidiger. © dpa

München – 10796, die magische Zahl. Sie leuchtete früh am Montagabend auf dem Videowürfel des SAP Garden auf, die Spielstätte des EHC Red Bull München meldete wieder ein „Ausverkauft“. Die Arena wird angenommen – und was das Sportliche betrifft, erlebte sie zum Jahresausklang die perfekte Dramaturgie: Das Siegtor des lange zurückgelegenen EHC zum 3:2 gegen Wolfsburg fiel 52 Sekunden vor Schluss durch Markus Eisenschmid.

Der EHC hatte eine druckvolle Anfangsphase, in der nach 15 Sekunden Taro Hirose fast das erste Tor geschossen hätte. Es fiel acht Minuten später und war ein schönes Ding, entspringend einer Kombination von Chris DeSousa mit dem Schützen Les Lancaster. Danach nahmen sich die Münchner ein wenig zurück – und auf einmal stand es 1:2 gegen sie.

„Wir sind ein resilientes Team“, beschrieb der Wolfsburger Nick Caamano eine spezielle Eigenschaft der Grizzlys aus Wolfsburg. „Wir müssen unser Spiel machen, und gute Dinge werden geschehen.“ Die Niedersachsen, denen der EHC nahezu jährlich auch in den Playoffs begegnet, wurden von den EHC-Verteidigern nicht aggressiv genug attackiert, sie zogen ihre Kreise, brachten ihre Schüsse an. Und sie trafen in diesem ersten Drittel auf einen nicht ganz auf Leistungshöhe befindlichen Münchner Torhüter Mathias Niederberger. Einen Schuss von Ramage ließ er von den Beinschienen abprallen, Dave Archibald staubte zum 1:1 ab (11.). Und Nick Caamano zauberte dem Nationalkeeper beim nächsten Wolfsburger Angriff den Puck unterm Ellbogen durch ins Netz – 1:2 (13.).

Eine Hauptfigur des Spiels stand auf der anderen Seite des Spielfeldes: Hannibal Weitzmann, die Nummer zwei in der Wolfsburger Torwarthierarchie, aber gestern Abend die Nummer eins. Der Jugendfreund von NHL-Star Leon Draisaitl fing die Scheiben entweder lässig weg oder bereinigte kritische Szenen mit seinen Reflexen. In der 34. Minute wurde er überwunden, es wäre der Ausgleich des EHC gewesen, doch das Tor bestand die Untersuchung durch das Videogericht nicht. Nach einem Lattenknaller von Andi Eder hatte Konrad Abeltshauser den Puck über die Linie gebracht, aber nicht mit dem Schläger, sondern mit dem Fuß. Für die Referees war es eine Kickbewegung – daher keine Anerkennung. Der EHC weiter im Rückstand, doch Abwehrspieler Emil Johansson glaubte: „Die Wolfsburger werden müde, wir merken es bei jedem Wechsel. Wir sind die klar bessere Mannschaft.“

In der 42. Minute die erste Strafzeit des Spiels – für Wolfsburg. Wenig später die zweite, das Geschehen fand weitgehend im Revier von Grizzly Weitzmann statt. Das Abwehrkonzept der Gäste ging bis zur 54. Minute auf, dann fand Chris DeSousa ein freies Plätzchen zwischen Weitzmanns Körper und dem Torgestänge – 2:2. Und das Anrennen wurde ein weiteres Mal belohnt. 3:2. Und einen beherzten Faustkampf mit Konrad Abeltshauser gab es nach der Schlusssirene auch noch. Wird vom Publikum ja auch gemocht.
GÜNTER KLEIN

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