Dieser Jahresanfang ist im Fußball ein anderer als sonst. Uns fehlen die exotischen Bilder, die jetzt allmählich eintreffen müssten: Training unter Palmen, Sportdirektoren, die im lässigen Golf-Polo sonnenbebrillt telefonieren, Spieler, die auf Kamelen reiten oder Falken auf die Jagd schicken. Jedoch: Kein Marbella, kein Dubai, kein Doha, noch nicht mal das kostengünstige Belek (eine Woche Fünf-Sterne-Hotel mit All You Can Eat und Flug ca. 300 Euro). Demnächst dann auch keine Meldungen von beim Mitbringsel-Schmuggel erwischten Promi-Profis – aber gut, das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls: 15 von 18 Bundesligisten reisen nicht in die diversen wärmeren Gefilde. Sie sagen, es lohne sich nicht, weil ja noch zwei Hinrunden-Spieltage unterzubringen sind im Kalender des neuen Jahres und es am 10. Januar schon wieder weitergeht. Kaum dass man im Süden gelandet wäre, müsste man schon wieder umkehren zur Re-Akklimatisierung auf den deutschen Winter.
Könnte es sein, dass das klassische Trainingslager ein Modell aus der Vergangenheit ist? Früher freuten sich die Kicker über die kulturelle Abwechslung im Januar, heute verbringen sie Weihnachten in den Emiraten oder in New York und haben dann genügend Fernfliegerei in den Knochen. Und für die Vereine ist es unwirtschaftlich, die Spieler einfach nur mal eine Woche üben zu lassen, da könnte man auch drei Spiele unterbringen und Erlöse erzielen. Den Trend erleben wir auch im Sommer: Da absolvieren die Clubs Fernost- oder US-Tourneen anstatt sich in einem Alpenressort etwas Bergauf-Kondition zu erarbeiten. Der FC Bayern im Trentino, am Gardasee – das war mal ein großer Deal, doch die Bilder von 2013 vergilben. Und selbst die einst heilige und gegen alle Kritik verteidigte Doha-Woche – stillschweigend eingestellt. Dabei wurde stets versichert, dass nur ihretwegen die Bayern Jahr um Jahr Meister geworden waren.
Wer geht 2025 überhaupt noch ins Trainingslager – und wohin und warum? Der VfL Wolfsburg schlägt in Portugal auf. Vielleicht um zu zeigen, dass man es sich trotz VW-Krise leisten kann. Der 1. FC Heidenheim bezieht Quartier an der spanischen Costa Blanca – vermutlich will sich Trainer Frank Schmidt in der Umgebung über Tapas-Bars kundig machen, weil das Betreiben einer solchen sein nächstes Lebensziel ist. Der SC Freiburg in Andalusien, das ist natürlich ein fetter Skandal. Möge Flugscham das einstige BahnCard-Team heimsuchen. Nichts ist mehr, wie es war. Guenter.Klein@ovb.net