Als Nicht-Österreicher auf dem Podest: Gregor Deschwanden. © IMAGO
Innsbruck – Irgendwann hat der Moment ja kommen müssen. Und tatsächlich kam er schon in Garmisch-Partenkirchen. Am Neujahrstag erlebte die Tournee ihren ersten Podestplatz eines Nicht-Österreichers. Und es war nicht Co-Gastgeber Deutschland, nicht Norwegen, Slowenien oder die beharrlich schwächelnden Polen. Die Schweiz durfte feiern, Gregor Deschwanden erklomm auf der Olympiaschanze als erster Eidgenosse seit Simon Ammann ein Tournee-Podium. Mit Platz zwei musste er sich nur Überflieger Daniel Tschofenig beugen.
Doch auch so ist das eine Errungenschaft, die dem Mann aus Horw zumindest vor dieser Saison kaum einer zugetraut hatte. Der Mann ist 33 und nicht nur deshalb so etwas wie der Pius Paschke der Schweiz. Und in der Tat gibt es durchaus Parallelen zwischen dem deutschen Spätstarter und dem Schweizer Rivalen, der ihm als Tournee-Fünfter momentan sogar knapp voraus ist.
Auch Deschwanden hat sein großes Glück erst in den beiden letzten Jahren gefunden. Und auch bei ihm gibt es wohl einen Mann, der eine maßgebliche Mitverantwortung am ungeahnten Aufschwung trägt. Was bei Paschke der Sportpsychologe Thomas Ritthaler ist, ist bei Deschwanden Rune Velta. Der Schweizer Nationalcoach war zu aktiven Zeiten selbst ein feiner Flieger. Und er entwickelte die Technik des athletischen Schlackses (1,85 Meter) noch einmal weiter. Vor allem in der Luft. Tests im Windkanal zeigten: Deschwanden ist in der Luft nun schneller unterwegs und dieses mehr an Geschwindigkeit trägt ihn nun auch weiter nach unten.
Und das mit einer bemerkenswerten Konstanz. In keinem Weltcupspringen war der Schweizer in dieser Saison schwächer als Platz elf. Im Weltcup ist er neben Pius Paschke der Haupt-Herausforderer der alles überragenden Österreicher. Wo das hinführt, darüber will er lieber gar nicht weiter nachdenken. Will das späte Glück lieber festhalten. Er hat ja auch lange genug darauf gewartet.
RP