Blick in eine Kabine in Essen – allerdings die des Gastgebers. Sie war vom Einbruch nicht betroffen. © Imago
München – Der Fall liegt nun beim Spielgericht des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB), das muss entscheiden, wie dieses Spiel zu werten ist. Was sich am Silvester-Vorabend in der Oberliga Nord zutrug, dafür gibt es keinen Präzedenzfall: Das Gäste-Team kehrte nach zwei Dritteln nicht mehr aufs Eis zurück, weil es in der Kabine bestohlen worden war.
Moskitos Essen gegen die Hammer Eisbären, 1588 Zuschauende, Achter gegen Sechsten der Zwölfer-Liga. Essen, einst DEL-Club, führt nach 40 Minuten 5:3, hat einen 2:3-Rückstand umdrehen können. Als die Hammer Spieler in ihre Umkleide kommen, verstimmt sie aber weniger das nachteilige Ergebnis. Sie merken es gleich: Die Kabine ist in anderem Zustand, als sie sie vor dem Drittel verlassen haben. Es musste jemand eingedrungen sein. Und tatsächlich: Bei zwölf Spielern fehlen Wertgegenstände, Handys, Bankkarten. „Durch die Verantwortlichen wurde die Polizei herbeigerufen, und die Spieler waren mit dem Sperren von Bank- und/oder Sim-Karten beschäftigt. Dies hatte für alle höchste Priorität, um einem weiteren wirtschaftlichen Schaden vorzubeugen“, schrieben die Eisbären in einer Stellungnahme. Geschäftsführer Martin Köchling sagt: „Jeder Spieler hat in dieser Situation an alles gedacht, aber nicht an Eishockey. Wir haben vollstes Verständnis für die Entscheidung der Mannschaft, das Spiel nach den Vorfällen nicht fortsetzen zu wollen.“ Mit einer Wertung des Spiels habe man sich zu keiner Zeit befasst.
Die Schiedsrichter räumten eine Frist zur Fortsetzung des Spiels ein, doch die Eisbären aus Hamm packten ihre Sachen (die, die ihnen geblieben waren). Die Referees brachen dann offiziell ab, das Heimpublikum empörte sich.
Waren die Moskitos Essen schuld daran, dass jemand ungehindert Zugang zur Gäste-Kabine hatte? Sie weisen das von sich, gaben ihrerseits ein Statement ab: „Die Heimvereine sind laut Regelwerk für die Durchführung des Spielbetriebs verantwortlich. Eine Verpflichtung zur Absicherung der Gästekabine ist darin nicht vorgesehen.“ Die Eisbären hätten sich einen Schlüssel beim Eismeister abholen können. Man selbst sei auch nur Mieter der Halle Essen-West. Gleichwohl habe ehrenamtliches Ordnungspersonal den „Zugang über den Innenbereich“ überwacht, „teilweise sogar über die gelten Vorgaben hinaus“. Normal ist vor Silvester Hochbetrieb in der Essener Eissporthalle, 25 Jahre lang fand der größte Feuerwerksverkauf in NRW statt. 2024 wurde er von der Stadt als Besitzer der Halle untersagt.
Jonas Schwarzfischer ist beim DEB in München Leiter Spielbetrieb, „zwar noch nicht lange da, aber von einem solchen Fall habe ich noch nie gehört“. Die Statements der Clubs über die Social-Media-Kanäle hat er gelesen, „wir warten aber die offiziellen ab; die gehen dann direkt an das Spielgericht.“
GÜNTER KLEIN