Bereit für die Bergisel-Party

von Redaktion

Österreich rüstet sich fürs dritte Tourneespringen – Hörl gewinnt Qualifikation

Flug über Innsbruck: Für Pius Paschke endete er am Freitag mit einem achten Platz in der Qualifikation. © Karmann/dpa

Innsbruck – Zumindest auf Jan Hörl war ja Verlass. Der Mann aus dem Pongau segelte weit hinunter, weiter als alle, die sich vor und nach ihm an der sonnenbestrahlten Bergisel-Schanze versucht hatten. Mit 135 Metern entschied er die Qualifikation souverän für sich. Seine Landsleute Stefan Kraft, Daniel Tschofenig und Maximilian Ortner folgen auf den Plätzen vier bis sechs.

Paschke bringt zahlreiche Fans mit

Es ist also angerichtet für die rot-weiß-rote Springerparty am Bergisel, der beim Springen am Samstag (13.30 Uhr) erstmals seit den Ausläufern der österreichischen Superadler 2016 mit 22 500 Zuschauern mal wieder restlos ausverkauft ist. Wobei was heißt schon rot-weiß-rot? Die Tiroler zahlen den Preis für Pius Paschkes heißen Frühwinter. Von den 17 500 Tickets, die den Tournee-Gastgeberländern vorgehalten wurden, gingen alleine 9000 nach Deutschland. In den letzten Tagen gingen im Rausch der Flüge von Daniel Tschofenig, Stefan Kraft & Co. noch tausende Anfragen aus Österreich bei OK-Chef Manfred Obergruber ein. Aber auch der konnte nur mit den Schultern zucken. Schon vor dem ersten Tourneesprung in Oberstdorf meldete der: Nichts geht mehr.

Wobei sich die dritte Tourneestation ja schon lange von den Mehrheitsverhältnissen in dem kultigen Betonkessel über Innsbruck unabhängig gemacht hat. Mit der etwas anderen Präsentation des Skispringens. Wo sonst klingt der Donauwalzer aus den Lautsprechern? Wo sonst lässt man die langsamste Welle der Welt durch das Stadion schwappen? Wo sonst trällert Nicole plötzlich „Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund zu den Flügen eines Springers?

Und, nun ja, natürlich lebt das dritte Springen am Berg der Tiroler ja auch von der beißenden Rivalität der beiden Tournee-Gastgeber. Auch wenn die vor der zweiten Halbzeit des Traditionsturniers nicht unbedingt auf der Schanze selbst ausgetragen wird. In der Qualifikation holten Philipp Raimund und Pius Paschke die Plätze sieben und acht. Ganz gut, aber der große Generalangriff sieht anders aus.

Hitzig wurde es eher abseits der Schanze. Bild hatte am Donnerstag ja die Diskussionen um mögliche Materialtricksereien der so dominanten Österreicher noch einmal angeheizt. Die österreichische Krone ätzte prompt zurück. „Die Deutschen sind schlechte Verlierer“, schrieb das Blatt, „Unsere Lieblingsnachbarn brauchen wohl eine Ausrede, um die bislang dürftigen Leistungen der eigenen Athleten zu erklären.“

Da war es auch schon fast egal, dass sich die Sportler selbst klar positionierten. So wie Karl Geiger. „Sicher haben die ein gutes Material“, sagte der Oberstdorfer, „aber sie springen halt auch einfach gut.“ Andreas Widhölzl, dem tiefenentspannten Mann an der Fahne bei Team Österreich, ist es ohnehin egal. „Sollen sie doch reden“, sagte er mit breitem Lächeln, „wir genießen den Moment.“ Von Nervosität keine Spur. Es ist eher die geballte Vorfreude auf die erste Tourneestation auf heimischem Terrain. Was bei den ÖSV-Adlern keiner als Belastung sehen will. Auch der Tournee-Spitzenreiter Daniel Tschofenig nicht: „Etwas Besseres geht doch nicht.“

Die Fangemeinde sieht es genauso. Für den Samstag wird eine kleine Blechlawine erwartet. Zahlreiche Skisprungfans hoffen darauf, vor Ort noch ein Ticket zu ergattern. Und wenn es nicht klappt, dann bleibt ja immer noch die Hoffnung aufs Finale. Und das ist traditionell bei der Vierschanzentournee auch auf den Zuschauerrängen ziemlich fest in rot-weiß-roten Händen. Vor allem Jan Hörl wird sich darauf freuen, er ist unweit von Bischofshofen zuhause.
PATRICK REICHELT

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