Berlin überrennt Bayern

von Redaktion

FCB-Center Booker kritisiert Spielweise nach Liga-Patzer

Und wieder aus der Distanz: Carsen Edwards. © IMAGO

Übte Kritik: Booker (am Ball) fand die Bayern-Spielweise im Endspurt falsch. © Gora/dpa

Am Ende war Albas Wucht größer: David McCormack & Co. waren für die Bayern diesmal zu starl. © Gora/dpa

Berlin – In den Schlussminuten versuchte auch Andreas Obst dem Geschehen mit Andreas-Obst-Dingen noch einmal eine Wendung zu geben. Der Guard der Basketballer des FC Bayern warf aus der Distanz in Richtung Korb. Versuche, von denen Obst schon so viele versenkt hat in seiner Karriere. Doch an diesem Tag wollte auch das nicht funktionieren. Gut für Alba Berlin, das den Bayern mit 88:81 eine kaum für möglich gehaltene Niederlage beibrachte.

Und nicht zuletzt Center Devin Booker reagierte durchaus schmallippig. „Sie haben uns überrannt“, murrte er, „aber wir haben in der Schlussphase auch nicht gut gespielt. Zu viel von außen, zu wenig über den Korb, wo wir ihnen überlegen waren.“ Womit Booker vor allem sich selbst gemeint haben dürfte. 20 Punkte und neun Rebounds hatte er beigesteuert. Es blieb eine Bilanz ohne Wert.

Natürlich hatten die Bayern, die weite Teile der ersten Halbzeit beherrschten, auch ihre Argumente für sich. Erst am Vorabend war man direkt vom aufreibenden EuroLeague-Trip in Madrid eingeschwebt. Und dies erneut ohne Nick Weiler-Babb (Fingerverletzung), über weite Strecken der bisherigen Saison Dreh- und Angelpunkt des Münchner Spiels. Ein extra wunder Punkt, weil die Bayern seit dem Abgang von Yam Madar ohnehin nur noch zwei echte Spielmacher haben. Ausfälle allerdings hatte auch Alba (Martin Hermannnsson, Luis Olinde), aber die Hauptstädter nutzten den Vorzug von einem Extra-Ruhetag und hebelten den Rivalen mit Kampf und Willen aus. „Das war eins der emotionalsten Spiele meiner Karriere. Ich bin unglaublich stolz auf mein Team“, sagte Berlins Trainer Israel Gonzalez. Zuvor hatte Alba alle vier Pflichtspiele seit Weihnachten verloren. Insgesamt war es erst der zweite Sieg aus den vergangenen elf Partien.

Und die Bayern? Statt den Ball laufen zu lassen und nach der besten Wurfoption zu suchen, drücken die Münchner im Endspurt immer wieder schnell von jenseits der Dreierlinie ab. 36 Versuche aus der Distanz standen am Ende in der Statistik. Das erinnert stark an die Diskussion über die zunehmende Dreierflut in der NBA (wir berichteten ). Und, ja, es bleibt ein Teil der Wahrheit, dass die Bayern eine Vielzahl ihrer Siege in der bisherigen EuroLeague von der Dreierlinie holten. Aber in Berlin ließen sie den durchaus möglichen Sieg eben auch dort liegen.

Abzulesen nicht zuletzt auch an zwei Spezialisten. Carsen Edwards, der Topscorer und beste Dreierschütze der bisherigen EuroLeague sammelte zwar erneut starke 19 Punkte – für seine vier Dreier genehmigte er sich auch heftige 13 Versuche. Obst dagegen versuchte sich zwar nur vier Mal, ging damit aber komplett leer aus. Es wird interessant zu sehen, welche Schlüsse die Bayern aus den Erfahrungen ziehen werden. Denn in dieser Woche wartet eine nicht unbedingt einfachere Situation. Am Freitag hat das Team von Trainer Gordon Herbert die EuroLeague-Reise zu Olympiakos Piräus vor sich, ehe am Sonntagnachmittag das BBL-Spitzenspiel bei den Academics Heidelberg folgt. Für den Liga-Gipfel sind bereits 13 000 Tickets verkauft.
PATRICK REICHELT

Artikel 1 von 11