Vertrag bis Sommer: Davies (r.) pokert. © IMAGO
Wohin geht der Blick? Eberl. © IMAGO
Entscheidender Baustein: Kimmich. © Imago
München – Zumindest Thomas Müller nahm die Sache gelassen: „Schaun mer mal, dann sehn mer scho“, sagte der Routinier nach dem 6:0 in Salzburg in Bezug auf seinen auslaufenden Vertrag im Sommer. Er sei „ganz entspannt“, und diese typische Müller-Haltung hat für alle Parteien Sinn. Ein mögliches Finale dahoam wäre schließlich der perfekte Abschied für die Bilderbuch-Karriere Müllers, ein weiteres Jahr mit ihm als Sprachrohr, Taktgeber und Ergänzungsspieler (zu verringerten Bezügen) dürfte ihm und dem FCB ebenfalls gefallen.
Deutlich schwieriger gestaltet sich die Planung bei einem Trio, dessen Abgänge der Rekordmeister unbedingt vermeiden will: Jamal Musiala (Vertrag bis 2026), Joshua Kimmich und Alphonso Davies (Verträge laufen jeweils im Sommer aus) sollen verlängern – und das aus verschiedenen Gründen. Jeder der drei Spieler ist ein Domino-Stein, der die anderen zwei entweder zur Verlängerung oder zu einem Abgang bewegen könnte.
Alle drei Akteure haben immer wieder betont, dass ein starker Münchner Kader, der regelmäßig um den Champions-League-Titel spielt, das wichtigste Kriterium für eine Verlängerung ist (neben den finanziellen Aspekten). Außerdem sind Musiala und Davies befreundet. Sollte einer der Spieler verlängern, erhöht sich auch die Chance einer Verlängerung des anderen. Zusammen haben sie einen Marktwert von 240 Millionen Euro – weshalb der FCB sie logischerweise nicht ablösefrei verlieren will.
Für Max Eberl ergibt sich daraus ein kompliziertes Puzzle, der Sportvorstand muss die richtigen Tricks und Kniffe finden, um einen der drei Spieler dazu zu bewegen, zuerst einen neuen Vertrag zu unterzeichnen – und darf trotzdem keine Unsummen ausgeben, die wiederum die Forderungen der anderen erhöhen könnte. Eine schnelle Einigung ist also nicht in Sicht. „Ich habe nie von einem Ultimatum gesprochen, das würde ich auch nicht tun“, erklärte Eberl am Montag. „Dafür waren die Gespräche viel zu offen, miteinander und gemeinsam. Man hat aber jetzt Zeit gehabt. Wir werden in Ruhe weiter mit den Spielern und Agenten sprechen.“ Heißt: Zumindest öffentlich will der Rekordmeister seine Spieler nicht unter Druck setzen, sondern zeigt sich verständnisvoll und geduldig.
Allerdings ist man innerhalb des Vereins aber nicht gewillt, jede Forderung zu erfüllen, die aus Sicht der Münchner nicht mehr gerechtfertigt ist. Zwar haben besonders die Arbeitspapiere von Musiala und Kimmich absolute Priorität, trotzdem dürfe kein Spieler bei den Verhandlungen den Bogen überspannen. Eberl drückte sich dazu diplomatisch aus: „Irgendwann muss Klarheit herrschen für alle Beteiligten.“
V. TSCHIRPKE, H. RAIF