Kolarz lebt und hält in den Tag hinein

von Redaktion

Der dritte Torwart des EHC zehrt noch von seinem exklusiven Sommererlebnis

Christopher Kolarz (M.) mit Connor McDavid (re.) und Auston Matthews (li.). © Klein

München – Mathias Niederberger quittierte seinen Dienst im Tor des EHC Red Bull München nach einem Drittel gegen die Löwen Frankfurt. Drei Schüsse hatten zu zwei Gegentoren geführt, die Arbeit der Vorderleute war miserabel. „Bei ihm hat muskulär was zugemacht“, sagte Trainer Max Kaltenhauser, den Nationaltorwart vom Eis zu nehmen, sei „eine Vorsichtsmaßnahme“ gewesen. So kam Christopher Kolarz zu seinem Debüt in der DEL. Er ging mit einem 1:2-Rückstand ins Spiel und kam mit einem 5:4 heraus. Der BR fragte im Interview gleich begeistert, ob Kolarz sich nun auch ausrechne, am Freitag gegen Bremerhaven wieder im Tor zu stehen. „Darüber wurde noch nicht gesprochen“, sagte Kolarz.

Es wird ihm klar sein, dass die Hierarchie unter den Torhütern des EHC weiter gilt. Auf eins: Niederberger, den Sportchef Christian Winkler „den besten Torwart der Liga“ nennt. Auf zwei: Simon Wolf, ausgewiesenes Talent seines Jahrgangs 2004. Danach erst kommt Christopher Kolarz, 23 Jahre alt, schon ein halbes Leben in der Red-Bull-Organisation, aber bis zum Freitag ohne DEL-Einsatz geblieben. Was also ist seine Perspektive?

„Ich lasse es auf mich zukommen und will einfach die Scheibe halten“, sagt er. Karriereziel? „Das Beste rausholen. Ich bin noch jung.“ Es klingt, als lebe und halte er in den Tag hinein. Training in München, Spielen diese Saison überwiegend in Bad Tölz. In der Oberliga kam er diese Saison 14 Mal zum Einsatz – „macht auch Spaß“. Früher war er auch Fußballer, „aber ich habe mich für den besseren Sport entschieden“. Sein Vater saß im Vorstand des Starbulls Rosenheim, daher die Eishockey-Prägung.

Der erste DEL-Einsatz, der erste Sieg, all das noch vor ausverkauftem Haus im SAP Garden – toll für ihn, aber das wahrhaft exklusive Erlebnis hatte er im Sommer, als der Trainingsbetrieb in der neuen Halle gerade angelaufen war. Da hatten sich auf einer Fläche nebenan zwei besondere Gäste eingemietet: die im Urlaub befindlichen Superstars Connor McDavid von den Edmonton Oilers und Auston Matthews von den Toronto Maple Leafs. „Die waren plötzlich da, haben einen Torwart gebraucht, und ich war zur Stelle.“ Mit den „beiden besten Spielern der Welt“ eine Einheit zu absolvieren – das wird es kein zweites Mal und für niemanden geben. McDavid, der Kanadier, und Matthews der Amerikaner, miteinander auf dem Eis – das war privat.

„Man sieht, was das für Profis sind, was die für einen Ehrgeiz haben“, blickt Kolarz auf den frühen August zurück. McDavid und Matthews hätten vor allem an ihrem Skating gearbeitet, doch es wurde auch geschossen. Auf sein Tor, das von Christopher Kolarz. Er hat gelernt, „wie schlau diese Spieler schießen. Wenn ich einen hatte, haben sie daraus gelernt und den nächsten anders geschossen. Sie haben sofort gemerkt, wo meine Schwächen sind.“

Am Dreikönigstag kamen die Frankfurter erst spät im Spiel darauf, wie sie den dritten EHC-Tormann überwinden können. Zwei Gegentreffer kassierte er dann. „Zu halten gab es da nichts“, sprach EHC-Trainer Max Kaltenhauser ihn von Schuld frei.
GÜNTER KLEIN

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