Eines vorweg: Man kann oft genug Schiedsrichter-Ansetzungen kritisieren. Hätte Anthony Taylor, der im EM-Halbfinale gegen Spanien den Handelfmeter-Pfiff verweigerte, direkt danach ein Spiel in Deutschland pfeifen müssen, wäre das falsch gewesen. Zu groß war der Aufreger auf allergrößter Bühne, zu kurz die Zeit, die seither vergangen wäre. Und auch als Jude Bellingham Felix Zwayer kritisierte, der nachweislich Geld angenommen hatte und trotzdem weiter Bundesliga-Spiele leitet, war der Frust des Youngsters nachvollziehbar.
Dass nun aber eine Ansetzung des renommierten Bundesliga-Schiedsrichters Sascha Stegemann hinterfragt wird, ist unverständlich. Zur Erklärung: Stegemann hatte im April 2023 letztmals eine Partie des BVB geleitet. Beim 1:1 gegen Bochum verweigerte er Karim Adeyemi einen Elfmeter, obwohl dieser klar im Strafraum gefoult worden war. Ein Strafstoß hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Treffer bedeutet, der zu einem möglichen Sieg hätte führen können, der wiederum die fehlenden Punkte zur Meisterschaft ein paar Wochen später hätte sein können. Sie sehen: Ziemlich viel Konjunktiv, um dem Schiedsrichter die verbaselte Meisterschaft anzuheften – zumal der BVB (Stichwort: letztes Heimspiel gegen Mainz) genügend Möglichkeiten hatte, den Titel aus eigener Kraft zu gewinnen.
Stegemann hatte sich im Anschluss der Partie entschuldigt und seinen Fehler zugegeben. Mehr ist für einen Schiedsrichter nicht möglich, zumal die größere Verantwortung streng genommen sogar der Videoassistent trug, der ihn damals nicht korrigierte. Das Thema bleibt für die BVB-Fans ärgerlich, trotzdem haben sie keinen Grund, Stegemann bei dessen Rückkehr ins Westfalenstadion am Freitag auszupfeifen oder erneut anzugehen. Er wird sich schließlich bemühen, die Partie bestmöglich zu leiten, um sich weder erneut den Ärger der BVB-Fans einzuhandeln noch den Eindruck zu erwecken, ihn deshalb zu bevorzugen.
Deshalb ist auch seine Ansetzung in Dortmund richtig. Wenn man die Karriere aller Schiris durchsucht, wird man immer ein Spiel finden, in dem sie einen Fehler begangen haben. Dürften sie deshalb konsequent keine Spiele des jeweiligen Vereins mehr pfeifen, hätten wir bald keine Referees mehr.