ZUM TAGE

Der Sport darf nicht schweigen

von Redaktion

Trumps Allmacht-Visionen

Die nächste Fußball-Weltmeisterschaft findet in drei Ländern statt: den USA, Kanada und Mexiko. So steht das im Kalender für 2026. Doch wird das, wenn es so weit ist, noch gültig sein? Oder erleben wir das Turnier in den Ländern USA, USA und USA? Donald Trump, der in eineinhalb Wochen Präsident der Vereinigten Staaten sein wird, bestimmt jetzt schon mit seinen geostrategischen Ambitionen den Lauf der Welt – und wie abstrus seine Gedanken sind, das zeigt sich auch daran, wenn man sie für den Sport weiterdenkt.

Vom klassischen Fußball hat Trump wenig Ahnung und keinen näheren Bezug zu ihm – trotzdem erkannte er schon in seiner ersten Präsidentschaft die Wirkmacht des in seinen Augen sonderlichen Sports. Bei der Vergabe der WM 2026 im Jahre 2018 in Moskau (im Beisein von Wladimir Putin übrigens, den die FIFA-Leute ehrfürchtig beklatschten) machte Trump aus der Ferne seinen Einfluss geltend. Erstmals waren alle FIFA-Mitgliedsverbände stimmberechtigt, ihr Votum wurde offengelegt, um Mauscheleien wie zu Zeiten des Exekutivkomitees zu verhindern – doch Trump ließ klar erkennen, dass die Amerikaner sich merken würden, wer für Marokko, den damaligen Mitbewerber, und gegen die USA stimmt. Stichwort Wirtschaftshilfen. Die Wahl des WM-Ausrichters 2026 war letztlich so wenig integer wie die Vergaben an Russland und Katar.

Seinerzeit tröstete man sich aber damit, dass USA und Mexiko als Teil des auserwählten Dreierbündnisses enger zusammenrücken müssten und dies ein Zeichen gegen die von Trump für das Nachbarland zur Schau getragene Verachtung sein könnte. Heute muss man sich fragen, wie Kooperation funktionieren soll, wenn der künftige US-Präsident Mexikaner zu Millionen deportieren will und ihnen nicht mal eine Bezeichnung auf der Landkarte (Golf von Mexiko) gönnt. Und selbst die lange unproblematische, eher deutsch-österreich-artige Beziehung zu Kanada wird gefährdet durch die kranke Fantasie, Kanada zum 51. Bundesstaat der USA zu machen. Mit Ex-Eishockeystar Wayne Gretzky als Gouverneur, weil der wie viele aus diesem Sport Trump gut findet. Vielleicht will Trump, dass die USA nachträglich zum Mutterland des Eishockeys werden und zum Rekordweltmeister. Oh Canada, home of the brave.

Man ist versucht, in Albernheiten abzudriften. Doch ernsthaft: Wenn die USA Panama (WM-Teilnehmer 2018) und womöglich noch Grönland und somit Dänemark zu nahe treten, dann hat der Sport im nächsten Jahr (und angesichts der FIFA-Club-WM 2025) schon in diesem ein Thema von der Wucht des Katar-Komplexes. Er darf dazu nicht schweigen. Und er sollte sich artikulieren, weil Trump das Grunddenken des Sports in Sieg und Niederlage eher versteht als politische Zusammenhänge.

Guenter.Klein@ovb.net

Artikel 1 von 11