Wer zuerst zwinkert… im Hinspiel setzten sich Shabazz Napier (r.) und seine Bayern knapp gegen Piräus durch. © IMAGO
München – In diesen Tagen hat Gordon Herbert mal wieder in seinem Kalender geblättert. Und was er da gesehen hat, das stieß beim Trainer der Basketballer des FC Bayern auf mäßige Begeisterung. „Wir haben fünf Spiele in neun Tagen“, stöhnte der Kanadier. „Wenn ich das sehe, werde ich müde. Und ich kann mir gut vorstellen, wie es den Spielern geht.“
Los geht der Spaß am Freitag. Um 20.15 Uhr müssen die Münchner dann beim Euroleague-Zweiten Olympiakos Piräus ran. Zwei Tage später folgt der nach Mannheim verlegte BBL-Gipfel bei den Academics Heidelberg. Eine Termindichte, die bei den Bayern in eine knifflige Zeit fällt. Der Kader ist wie bei so vielen in Basketball-Europa durch Verletzungen ausgedünnt. Die Folgen sind längst auch auf dem Spielfeld sichtbar. In Madrid wie auch in Berlin ging den Münchnern im Endspurt die Luft aus.
Was auf den Alltag bisweilen absurde Auswirkungen hat. Am Mittwoch zuckte Herbert mit den Schultern. „Vielleicht war das heute unser letztes Training für die nächsten zehn Tage“, sagte er. „Momentan ist Trainieren der größte Fehler, den wir machen können. Denn was ist, wenn sich noch jemand verletzt?“ In Situationen wie diesen gilt Herbert ja als kreativ. Er gehört zu den Trainern, die ein Team auch mal zum Bowling, Darts oder Minigolfspielen schicken. „Ich hab es auch schon einmal mit Golf probiert“, sagte er, „aber das war ein Desaster.“
Noch könnten die Bayern auf dem Transfermarkt aktiv werden, die Frist dafür in der Euroleague läuft erst im Februar ab. Vor allem auf der Spielmacherposition sind die Münchner seit dem Abgang von Yam Madar dünn besetzt. Der Ausfall von Nick Weiler-Babb (Fingerverletzung) macht die Lage noch brenzliger. „Es ist nicht einfach, Spieler mitten in der Saison einzubinden“, sagte Sportchef Dragan Tarlac , „aber wir beobachten den Markt.“
Aber wer weiß, vielleicht ist Besserung ja auch schon näher, als es zuletzt den Anschein hatte. Oscar da Silva (Rückenbeschwerden) wird den Trip nach Piräus wohl nicht mitmachen – für den Sonntag ist er aber durchaus ein Thema. Nick Weiler-Babb wird Anfang nächster Woche von den Ärzten unter die Lupe genommen. Nicht auszuschließen, dass er beim Euroleague-Doppelschlag gegen Monaco (Mittwoch) und Bologna (Freitag) wieder mitmachen kann.
Und sogar bei Vladimir Lucic rückt die Rückkehr in Sichtweite. Der Kapitän hatte sich ja im Pokalspiel bei den Telekom Baskets Bonn in der Frühphase der Saison durch einen Schlag auf die Wade einen Muskel-Bündelriss zugezogen. Doch seine Leidenszeit scheint sich dem Ende zu nähern. „Ich fühle mich gut, ich bin fit“, sagte er. Kommende Woche gedenkt er ins Mannschaftstraining einzusteigen. Bei entsprechend günstigem Verlauf könnte schon ein bis zwei Wochen später die Rückkehr aufs Spielfeld erfolgen.
So lange die Lage so angespannt ist, so viel scheint klar, wird Herbert die Kräfte in der Euroleague bündeln, die größere Beachtung erfährt als der nationale Betrieb und wo man die immer noch verheißungsvolle Ausgangsposition natürlich nicht verspielen will. Gut möglich, dass er in der Bundesliga auch einmal auf die ein oder andere Nachwuchskraft bauen wird. „Natürlich wäre es schön, wenn du als erster in die Playoffs gehst“, betonte er, „aber wenn es Platz zwei, drei oder vier ist, ist es am Ende auch okay.“
So lange nur der Kalender irgendwann mal wieder überschaubarer wird.
PATRICK REICHELT