Mark Wallner (links) und Jakob Schnaitter diese Woche in Bangkok. © Privat
München – „Ich kann das Gefühl gar nicht richtig beschreiben.“ Auch drei Wochen, nachdem der Münchner Tennisprofi Mark Wallner (25) erfahren hat, dass er im Doppelhauptfeld der Australien Open steht, kann der Spieler vom TC Ismaning sein Glück immer noch nicht recht fassen. Seinem Kumpel und Doppelpartner Jakob Schnaitter (28) geht es ähnlich: „Als ich das am Handy gesehen habe, war ich total happy. Ein unglaubliches Gefühl.“ Die Nachricht aus Melbourne, der Lohn für eine äusserst erfolgreiche Saison.
Vor genau einem Jahr hatten die beiden beschlossen. Einzel spielen sie nur noch in der zweiten Bundesliga. Wallner für den TC Ismaning, Schnaitter für den TC Bad Vilbel, mit dem er übrigens Meister wurde und in die höchste deutsche Spielklasse aufstieg. Doch im Turniertennis zählt seit 12 Monaten für die beiden nur noch das Doppel. Sie spielen zusammen mehr als 40 Turniere, die meisten auf Challenger-Ebene, viermal schaffen sie es ins Hauptfeld eines ATP-Turniers.
In Hamburg, einem Event der 500er Kategorie setzen sie ein erstes Ausrufezeichen. Schlagen in Runde eins eine indische Paarung, in der Rohan Bopana steht. Zusammen mit dem Australier Matthew Ebden hatte der in Melbourne die Doppelkonkurrenz 2024 gewonnen. „Das Match hat gezeigt: Wir können jeden schlagen, auch einen amtierenden Grand-Slam-Sieger“, sagt Wallner selbstbewusst. Und Schnaitter ergänzt: „Wir rechnen uns auf jeden Fall aus, dass wir gewinnen können. Und zwar nicht nur eine Runde. „Alle Spieler sind gut“, so Wallner, „aber man kann auch alle schlagen.“ An Selbstvertrauen fehlt es den beiden vor ihrem ersten Grand Slam nicht.
Aktuell stehen die Münchner in der Doppelweltrangliste auf Position 80. Vor 12 Monaten rangieren sie noch auf den Rängen 215 und 255. Ihr Saisonziel, eine Platzierung unter den Top100-Doppelspielern erreichten sie schon im Sommer. Nach sieben Finalteilnahmen bei einem Challenger. Viermal gehen sie dabei als Sieger vom Platz. Seither, wen wundert es, wird die Luft immer dünner, ein paar Rückschläge inklusive.
Auch beim letzten Vorbereitungsturnier, dem Challenger in Bangkok, ist schon in der ersten Runde Schluss. „Das war natürlich bitter, aber wir ziehen das Positive raus haben jetzt ein paar extra Tage Vorbereitung in Melbourne“, macht sich Schnaitter Mut. Auch Wallner bleibt selbstbewusst. „Wir wollen dieses Jahr ein ATP-Turnier gewinnen und bei allen vier Grand Slams dabei sein.“
Vor ihrer Profikarriere haben beide in den USA ein Studium abgeschlossen und Collage-Tennis gespielt. Haben sie keine Angst vor den großen Namen, auf die sie jetzt treffen können? „Natürlich werden wir in Melbourne ordentlich nervös sein, ganz egal, gegen wen es in der ersten Runde geht“, räumt Wallner ein. „Weil wir das wissen, können wir mit unserer Nervosität umgehen“, meint Schnaitter. Das Abenteuer Australien beginnt für die beiden Münchner am Dienstag oder Mittwoch. Dann steht in Melbourne erste Runde der Doppelkonkurrenz auf dem Programm.
CHRISTOPH ARNOWSKI