Handball ist Familiensache

von Redaktion

WM-Start: Die berühmten Verwandten von Knorr, Zerbe, Lichtlein & Co.

Thomas und Juri Knorr. © IMAGO/Wolf

Danijel und Marko Grgic. © IMAGO/Wolf

Nils und Carsten Lichtlein. © IMAGO/Wolf

Rune Dahmke und Ehefrau Stine. © Facebook/Damke

München/Herning – Ob der frisch geborene Nachwuchs von Torhüter Andreas Wolff einmal in seine großen Fußstapfen tritt, wird die Zukunft zeigen. Doch auch in der Gegenwart gibt es im Handball einige familiären Geschichten – nicht zuletzt im deutschen Team, das am Mittwoch gegen Polen (20.30 Uhr) in die Weltmeisterschaft in Dänemark, Kroatien und Norwegen startet. Ein Überblick.

Juri Knorr: Papa Thomas war auch Profi. Und was für einer. Der heute 53-Jährige spielte unter anderem für Flensburg (dort kam Juri zur Welt), Kiel, Hamburg und Magdeburg. 1996 krönte sich der Senior mit 41 Treffern sogar zum Torschützenkönig der Europameisterschaft – als bisher einziger Deutscher überhaupt. „Mein erstes Wort war wirklich Ball“, verriet Knorr einmal über seine Kindheit. Vater Thomas wurde viermal Deutscher Meister und zweimal Pokalsieger. Juri, Spielmacher im DHB-Team, ist mit 24 Jahren immerhin schon Vize-Olympiasieger. Auch Onkel Matthias war Handball-Profi.

Und das Talent reicht sogar noch weiter zurück. Knorrs Urgroßväter waren beide 1936 für Olympia nominiert. Karl-August Knorr sollte im Vielseitigkeitsreiten starten. Doch die Ernte auf dem heimischen Gut in Ostpreußen ging vor. Alwin Fichtner, Juris Urgroßvater mütterlicherseits, war Mehrkämpfer, die Nummer zwei in Deutschland. „Er war ein richtig guter Sprinter, ist die 100 Meter in handgestoppten 11,0 gelaufen“, erzählt Onkel Matthias Knorr dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Ausgerechnet kurz vor den Spielen verletzte er sich aber am Knie.

Rune Dahmke: Der 31-jährige Linksaußen spielt seit der Jugend für den THW Kiel, genau wie früher sein Vater Frank (61), der zwischen 2014 und 2019 zudem im Aufsichtsrat des Rekordmeisters saß. In Sachen DHB-Tore hat der Filius (127 Tore in 84 Spielen) den Vater (vier Tore in sechs Spielen) längst überholt. Zudem ist er Europameister und olympischer Silbermedaillengewinner.

Das kann sich sehen lassen, ist aber nichts im Vergleich zu seiner Frau Stine. Die 33-Jährige holte mehrere Meistertitel in Ungarn, wurde 2013/14 zum MVP in der französischen Liga gewählt, dreimal wurde sie mit Norwegen Weltmeister, fünfmal sogar Europameisterin. 2019 bekam sie den Titel Welthandballerin. 2024 setzte sie im August ihrer Karriere mit dem Olympiasieg schlussendlich die Krone auf und trat zurück.

„Wenn sie zu mir nach Kiel zieht, wird sie eine ganze Etage nur für ihre Trophäen haben“, sagte Dahmke. Kurios: Stine ist die Schwester von Hanna – der Frau von Norwegens Superstar Sander Sagosen.

Renars Uscins: Tormaschine und Anführer mit nur 22 Jahren. Vater Armands (51) ist seit Ende August 2024 Trainer der A-Jugend des Dessau-Roßlauer HV, wo er früher auch als Spieler aktiv war. Zudem coachte er zwischenzeitlich die lettische Nationalmannschaft. „Es wurde aber nie Druck ausgeübt, dass ich Handballer werden soll. Mein Bruder hatte auch Handball gespielt, ist jetzt Leichtathlet. Von uns vier Kindern bin ich jetzt der einzige Handballer“, so Uscins.

Luca Witzke: Schwester Melanie spielte in der Regionalliga beim TV Kempen. Vater Jürgen hatte früher beide unter seinen Fittichen. Mutter Brigitte schafft es mit dem TuS Lintfort bis in die Dritte Liga. Während es Melanie vorzog, mit ihren Freundinnen zu spielen, hatte Luca (25) immer schon Großes im Sinn. „Er wusste schon früher ganz genau, was er wollte und welchen Schritt er als Nächstes gehen möchte“, so Melanie.

Nils Lichtlein: Onkel Carsten hütete das deutsche Tor. Zwar meist in der zweiten Reihe, aber dafür mit Titeln dekoriert. Zweimal Europameister 2004, 2016, Vize-Weltmeister 2003 und Weltmeister 2007. Vor zwei Jahren wurden beide zusammen – Carsten als Torwarttrainer – U21-Junioren-Weltmeister.

Heute betreut er die Torhüter der MT Melsungen, sein Neffe Nils (22), ein gebürtiger Regensburger, will sich im deutschen Rückraum durchsetzen. Sein Vater kickte einst in der Jugend des FC Bayern, die Mutter spielte in der zweiten Handball-Bundesliga. Auch Opa Arthur Lichtlein war Handballer – im Tor.

Lukas Zerbe: Sein Onkel ist eine deutsche Legende. Im Dezember 2024 wurde Volker Zerber die Hall of Fame des europäischen Handballverbands EHF aufgenommen. Er gewann 2004 die Europameisterschaft und gilt als Rekordtorschütze des TBV Lemgo.

Marko Grgic: Sein Vater Danijel ist ehemaliger kroatischer Nationalspieler, der von 2003 bis 2005 für den ThSV Eisenach spielte. Seine deutsche Mutter Ina spielte in dieser Zeit in der Oberliga für die TSG Ruhla.

Johannes Golla: Vater Peter hatte es immerhin bis in die Zweitliga-Mannschaft von Eintracht Wiesbaden gebracht.

David Späth: Die Freundin des 22-Jährigen, Katja Hinzmann, spielt früher ebenfalls Handball – in der 2. Bundesliga bei der TSG Ketsch.

Franz Semper: Sein Vater Jörg ist Ehrenpräsident beim Bornaer Handball Verein 09 e.V. Kurios: Der 27-jährige Semper macht eigentlich alles mit rechts, außer Handball spielen. Sein Vater hat ihm das so beigebracht.

Timo Kastening: Bruder Marius ist Spielertrainer bei Hannover-Burgwedel in der Dritten Liga. Geweckt hat die Leidenschaft Papa Friedrich, der früher selbst aktiv war.
MATHIAS MÜLLER

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