Gemach! Zwar hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Polizeieinsätze rund um Spiele der Fußball-Bundesliga den Clubs in Rechnung gestellt werden dürfen, doch das bedeutet nicht, dass nun unausweichlich eine Kostenlawine auf sie zurollt. Den Urteilsspruch genau zu lesen und sich die bisherige Praxis an den jeweiligen Standorten anzusehen, hilft, von der Emotions- auf die Sachebene zu kommen. Es geht um Hochrisikospiele, die nicht der Alltag sind, und es liegt eine Kann-Bestimmung vor: In manchen Bundesländern wird weiterhin die Auffassung vorherrschen, die Polizei erfülle einfach nur eine Aufgabe, für die sie grundsätzlich da und die über Steuergelder – auch die, die der Fußball entrichtet – abgegolten sei.
Beim Blick auf die Überstundenbilanzen der Polizei und ihre steigende Beanspruchung in gesellschaftlich aufgewühlten Zeiten wird man Verständnis dafür entwickeln, dass in extremen Fällen ein privatwirtschaftliches Unternehmen, wie es der Profifußball darstellt, zur Kasse gebeten wird. Mit seiner auswuchernden Personal- und Gehaltsstruktur bietet er die entsprechende Angriffsfläche. Seine Protagonisten verdienen teils Abermillionen, der Unterhaltungsbetrieb Bundesliga nimmt allein durch seine mediale Vermarktung 1,1 Milliarden Euro jährlich ein – da kann es nicht nur darum gehen, 25 Profis und um sie herum einen Verwaltungs- und Wellnessapparat zu bezahlen, sondern auch die Allgemeinheit nicht vollumfänglich für alle Kosten in Haftung zu nehmen, die man verursacht. Es wird schon nicht passieren, dass ein Klub seinen Starspieler deswegen ans Ausland verliert, weil er einmal in der Saison für einen Polizeieinsatz löhnen muss.
Die Deutsche Fußball Liga muss eben einen Weg finden, die Kosten vernünftig aufzuteilen. Solidarisch vor allem, die Idee, alle in einen Fonds einzahlen zu lassen, liegt nahe. Allerdings bleibt einem nicht verborgen, wie unter den 36 Mitgliedern der DFL gerade gerungen wird um den Aufteilungsschlüssel bei den TV-Einnahmen. Deswegen ist der interne Konflikt absehbar: Wer bisher mit wenig Polizeipräsenz auskam, wird keine Veranlassung sehen, in einen solchen Topf einzuzahlen.
Was nicht leiden darf: Die Sozialarbeit mit den Fanszenen. Fanprojekte sind eh schon nicht überbordend ausgestattet, aber wichtig. Und für die Polizei gilt, erst recht, wenn sie direkt vom Fußball bezahlt wird: Im Auftreten gibt es Luft nach oben. Für den Fußball ein Umfeld zu schaffen, das Eskalation von allen Seiten als unanständig erscheinen ließe, sollte das Ziel sein, das man nicht aus den Augen verliert. Guenter.Klein@ovb.net