2021: Kahn (r.) bei Kimmichs letzter Verlängerung. © Imago
Bayern ohne Kimmich? Kaum vorstellbar. © IMAGO
München – Wie es sich anfühlt, in verantwortlicher Position beim FC Bayern zu sitzen, weiß Oliver Kahn. Und als ehemaliger CEO kennt der 55-Jährige auch die Mechanismen dieses Vereins bestens. Wann immer große Themen auf der Agenda stehen, wird von außen mitgeredet – warum also nicht eineinhalb Jahre nach dem eigenen Aus den Spies umdrehen? Konkret hat der „Titan“ die Vertragsverhandlungen mit Joshua Kimmich zum Anlass für ein plakatives Statement genommen. Frei übersetzt: Kahn übt Druck auf Max Eberl aus.
„Wenn Kimmich zeitnah keine Entscheidung trifft, muss der Klub irgendwann auch bereit sein, Stärke zu zeigen und eine zeitliche Frist setzen“, sagte der ehemalige Vorstandsvorsitzende der „Sport Bild“ und gab der sportlichen Führung um Vorstand Eberl und Direktor Christoph Freund auch noch einen konkreten Rat mit. Er lautete: „Wird diese überschritten, kann das Angebot zurückgezogen werden und man bemüht sich um jemand anderen oder setzt auf Spieler im aktuellen Kader.“ Nicht unbedingt nämlich, führte Kahn aus, müsse man den designierten Kapitän Kimmich behalten, „kein Spieler ist unersetzlich“.
Kimmich hatte intern wie öffentlich vergangene Woche angekündigt, noch keine Entscheidung über seine Zukunft getroffen zu haben. Die sportliche Perspektive sowie die Stärke des Kaders sind die wichtigsten Parameter für den 29-Jährigen, und so beobachtet der vierfache Familienvater genau, was die Kollegen machen. Auch mit Jamal Musiala und Alphonso Davies wollen die Bayern bekanntlich verlängern, Kimmich wird nicht der erste Dominostein sein.
Was nicht heißt, dass er nicht bleiben will (und wird). Trotzdem reflektiert der Champions-League-Sieger von 2020 seine Situation genau. Dass die Bayern im vergangenen Sommer ein PSG-Angebot für ihn zuließen, soll ihm nicht gut gefallen haben. Aktuell beschäftigt Kimmich sich vor allem mit den Optionen Real Madrid oder Premier League. Es wird sich ziehen, Bayern steckt gewissermaßen in der Klemme. Und sogar Kahn gibt zu: „Die Verpflichtung eines neuen Spielers, der ähnliche Qualität wie Joshua hat, kann inklusive Ablösesumme noch teurer werden als die Vertragsverlängerung eines Top-Spielers, der im letzten Vertragsjahr ist.“
H. RAIF