ZUM TAGE

Der BVB braucht eine Kurs-Korrektur

von Redaktion

Borussia Dortmund in der Krise

Eigentlich war es ja eine Pleite mit Ansage. Dass Borussia Dortmund im Nebel bei Aufsteiger Holstein Kiel erst den Durchblick verlor und dann vollends unterging, konnte im Prinzip keinen mehr überraschen. Zu inkonstant ist der BVB seit Jahren in seinen Leistungen, zu regelmäßig versagt der Schwarz-Gelbe Scheinriese in dieser Saison in fremden Stadien. Was einen zur Frage führt: Was ist aus diesem einstigen Top-Club eigentlich nur geworden? Der BVB, vor allem in den goldenen Zeiten mit Trainer-Star Jürgen Klopp gefürchtet, ist längst kein Angstgegner mehr.

„Peinlich“. „Beschämend“. „Unwürdig“. Dass Geschäftsführer Lars Ricken die Spieler nach der Blamage mit Vollkaracho an die Wand nagelte, ist eine Bankrotterklärung für Nuri Sahin. Und doch wäre es falsch, die Fehler und Gründe für die neuerliche Krise ausschließlich beim Trainerneuling zu suchen. Mentalitäts- und Motivationsprobleme bei den zu oft Fußballstolpernden Angestellten des Clubs sind nichts Neues und gab es auch schon unter den Ex-Trainern Favre, Rose und zuletzt auch Terzic. Doch vor allem die ersten beiden genannten konnten sich noch in schöner (Un-)Regelmäßigkeit auf Ausnahmekönner wie Pierre-Emerick Aubameyang, Erling Haaland und Jude Bellingham verlassen. Die hat Sahin nun nicht mehr. Und selbst wenn er sie hätte, braucht der BVB hinsichtlich der Kaderplanung eine Kurs-Korrektur.

Denn ein Verein, der sich gefühlt ausschließlich darüber definiert, Rohdiamanten zu Superstars zu schleifen und sie dann mit möglichst hohem Gewinn zu verkaufen, kann sportlich nicht erfolgreich sein – zumindest nicht in den Regionen, in denen sich der BVB selbst sieht: ganz oben. Schon gar nicht, wenn die erzielten Gewinne dann in absurd anmutende Ablösesummen für Spieler investiert werden, die die hohen Erwartungen dann schlichtweg nicht erfüllen können. Felix Nmecha (30 Mio. Euro), Karim Adeyemi (30 Mio. Euro), Donyell Malen (30 Mio. Euro) und Emre Can (25 Mio. Euro) stehen exemplarisch für teure Fehleinschätzungen auf einem, längst nicht mehr nachvolliehbaren Transferweg, der den BVB sportlich ins triste Mittelmaß abdriften ließ.

Der BVB muss wieder begreifen, worum es im Fußball eigentlich geht: Eine Mannschaft entwickeln und zusammenhalten, Pokale statt Rendite jagen!

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