ZUM TAGE

Nichts für den Narren-Käfig

von Redaktion

Der FC Bayern auf dem Wintermarkt

Wintertransfers und der FC Bayern? Eigentlich nicht. Denn sie fallen unter eine ähnliche Kategorie wie Last-Minute-Wechsel am sogenannten Deadline-Day. Einen „Käfig voller Narren“ nennt etwa Uli Hoeneß TV-Shows und Updates, die sich ausschließlich mit dem aufgeblasenen Markt und all seinen Begleiterscheinungen beschäftigen, das Credo des Bosses gilt für den ganzen Verein: Wer zur rechten Zeit seine Hausaufgaben macht, muss weder im Sommer noch im Winter unter Druck reagieren. Und trotzdem ist aktuell beim FC Bayern eine Menge los.

Die mehr als zehn Minuten, die Max Eberl am Mittwochabend gelöchert wurde, waren Rekord, die Themenlage aber gab ein so ausführliches Gespräch tatsächlich her. Allein die Namen Tom Bischof und Jonas Urbig waren ja während der 90 Minuten aufgeploppt, in denen die Spieler auf dem Rasen Hoffenheim abschossen. Und da gibt es auch noch den möglichen Neuen Christopher Nkunku sowie die Baustellen um Mathys Tel, Joshua Kimmich, Jamal Musiala, Alphonso Davies, Leroy Sané, Manuel Neuer, Thomas Müller… Jemanden vergessen? Dann wäre der Fall auf dem Schreibtisch von Max Eberl und Christoph Freund zu finden. Also dort, wo die sportliche Führung des Rekordmeisters gerade versucht, zeitgleich die Voraussetzungen für den anvisierten „Titel dahoam“ zu schaffen sowie einem zunehmend in die Jahre kommenden Kader frischen Wind zu geben. Eine gleichzeitig reizvolle und fordernde Aufgabe – zumal begleitet von zögerlichen Führungsspielern und alternden Legenden.

Natürlich gibt es Argumente dafür, Talente wie Hoffenheims Bischof und Kölns Urbig an die Isar zu locken, man muss das Bemühen nicht als puren Aktionismus abtun. Trotzdem stellt sich die Frage, wo Platz sein soll – und ob Urbigs Perspektive wirklich besser ist als die des bis 2028 gebundenen Daniel Peretz. Selbiges Spiel könnte man mit Blick auf Nkunku spielen, den die Bayern angeblich noch im Winter haben wollen. Mehr als 50 Millionen Euro für eine Offensive, die bestens ins Jahr gerollt ist? Kann man machen, muss man nicht.

Die Einzelfälle polarisieren, viel wichtiger aber ist eine Kader-Handschrift, die Eberl und Freund im ersten ganzen Kalenderjahr ihres Wirkens dringend finden müssen. Der bisher einzige gemeinsame Volltreffer war Michael Olise, die nächsten Schüsse müssen sitzen. Und zwar nicht für den großen Knall im „Käfig voller Narren“, sondern für die Zukunft des FC Bayern.

Artikel 1 von 11