Einheitswachs für alle?

von Redaktion

Material und Events – so sieht die Biathlon-Zukunft aus

Mit der Staffel gewann der 38-Jährige die Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft 2015. © IMAGO

IBU-Sportdirektor Daniel Böhm. © IMAGO/Bachun

Ruhpolding – Die alt eingesessenen Fans sind dem Biathlon sicher. Die Chiemgau Arena in Ruhpolding bebte bereits unter der Woche bei den Einzeln – vor allem beim zweiten Platz von Franziska Preuß. Wie der Weltverband (IBU) am Mittwoch bekanntmachte, will er diese Stimmung mit einem Biathlon-Festival in den Olympiapark nach München transportieren.

„Kurz und mittelfristig macht München für uns Sinn, weil es auch unseren traditionellen Biathlon-Fankreis anspricht“, sagte IBU-Sportdirektor Daniel Böhm unserer Zeitung. Der ehemalige Profi-Biathlet und Staffel-Weltmeister von 2015 erhofft sich aber auch, dass „die urbane, sportbegeisterte, jüngere Fangruppe“ am 18./19. Oktober den Weg in den Olympiapark findet. „Deutschland ist nach wie vor unser stärkster und größter Markt, natürlich sehen wir da auch die Möglichkeit das mittelfristig weiter auszubauen“, so Böhm. Die laut ihm „Nischenwintersportart“ Biathlon soll wachsen. Obwohl dieses Festival auf Rollski überall auf der Welt gastieren könnte, konzentriert sich der Weltverband auf die Märkte, „die auch klassisch wintersportbegeistert sind. Im Mittelpunkt steht der europäische Markt.“ Der Skisprung-Weltverband FIS würde hingegen gerne expandieren und träumt schon länger von einem Wettkampf im Maracana in Rio de Janeiro, in dem Deutschland 2014 Fußball-Weltmeister wurde. So etwas kann sich der 38-Jährige Böhm nicht vorstellen: „Wir gehen jetzt nicht Richtung Dubai oder Rio. Wir haben nicht die großen Luftschlösser im Kopf, dass wir in fünf Jahren in Südamerika Biathlon an jeder Straßenecke sehen.“

Sportlich beschäftigen sich Böhm und die IBU auch mit der Leistungsdichte der Nationen: „Das ist eine unser Kernprioritäten. Wir wollen vermeiden, dass wir so eine Situation wie im Langlauf haben, wo nur noch zwei, drei Nationen dominieren.“ Die Tendenz sei auch im Biathlon vor allem im Herren-Bereich erkennbar. Vor dem Massenstart der Männer am Sonntag (12.30 Uhr) sind je vier Franzosen und Norweger unter den Top 10 im Gesamtweltcup vertreten, nur der Schwede Sebastian Samuelsson (6.) und Philipp Nawrath (10.) stören bei dem Duell der Biathlon-Giganten. „Wir brauchen eine gewisse Breite, um auch als internationaler Sport interessant zu bleiben“, so Böhm.

Das vor zwei Jahren gegründete Close-the-gap-Programm, bei dem kleinere Nationen fachliche Unterstützung bekommen, ist ein Anfang. Die IBU arbeitet aber bereits an weiteren Möglichkeiten – ganz konkret mit „Limitierungen im Materialbereich“. Im Jugendbereich testet der Weltverband deswegen seit zwei Jahren mit Einheitswachs für alle Athletinnen und Athleten. „Ich glaube, dass das in der Zukunft im Profi-Bereich ein Thema werden muss“, sagt der 38-Jährige Sportdirektor eindrücklich. Einheitswachs würde mehr Chancengleichheit für kleinere, finanziell schwächere Teams bedeuten. Aktuell sammeln sie noch Erfahrungen, um später „Manipulationen auszuschließen“. Denn die Profi-Techniker könnten mit der Vorpräparierung der Ski immer noch Einfluss auf die Performance nehmen. Der Feinschliff des Materials werde von den Teams aktuell noch als Teil des Spiels gesehen.
ALEXANDER VORMSTEIN

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