Ob Baller- beziehungsweise Icon-League im Fußball oder das schnelle 3×3 im Basketball, verschiedene Sportarten haben schon ein Zusatzangebot geschaffen. Sie müssen das auch, sie müssen sich an die neuen, jüngeren Zielgruppen anpassen. Nun springt auch der Biathlon auf den Zug mit auf. Ein Biathlon-Festival im Olympiapark soll also neue Fans zur Wintersportart treiben. Kurzweilig, viel Action und Stars zum Anfassen wird es geben, genau das, was die Tik-Tok-Generation abholt. Und dabei müssen die Fans im Oktober vermutlich nicht einmal bibbernd in der Kälte ausharren, wie sie es oft bei den Weltcup-Rennen tun. Für den Weltverband IBU ist das eine große Chance mit geringem Risiko.
Warum denn nicht also das Event noch weiter hinaustragen? Auf Rollen wäre man nicht abhängig von Schnee und könnte sich auf der ganzen Welt präsentieren. „Weil Biathlon weiterhin eine Wintersportart ist“, sagt IBU-Sportdirektor Daniel Böhm. Der Biathlonverband will also seinem traditionellen Kernpublikum treu bleiben und realistisch expandieren. Doch ein Weltverband sollte nicht nur Europa im Blick haben, sonst wird es nichts mit einer Expansion. Bei den Staffelrennen in Ruhpolding gehen mit den USA, Kanada und Kasachstan nur drei Teams (von 22) außerhalb Europas an den Start. Platz wäre – wie bei den Massenstarts – für 30 Nationen. Aber dafür müsste die IBU eben auch außerhalb Europas in Strukturen und Talente investieren, wie sie es bereits mit dem Close-the-gap-Programm für kleine europäische Nationen tut. Dadurch soll die Lücke zu den Top-Teams verkleinert werden.
Langfristig gesehen könnte das Super-Sprint-Format auf Rollen, wie es erstmals im Herbst in München ausgetragen wird, aber zu einer echten Alternative werden. Witterungsunabhängig und keine Skiwachs-Debatte mehr. Wenn die deutschen Biathletinnen und Biathleten um Franzi Preuß oder Philipp Nawrath dann über die Strecke laufen, müssen sie sich nicht mehr über die Streckenbedingungen oder langsame Ski beklagen. Zudem bleiben bei Event-Fans oft spektakuläre Schießeinlagen in Erinnerung, eine überragende Laufleistung über 20 Kilometer in einem langwierigen Einzel fällt kaum auf oder wird schnell vergessen. Am Ende entscheidet der Zuschauer, ob die Sportart und die einzelnen Wettbewerbe relevant genug sind, um einzuschalten oder Tickets zu kaufen.