Goretzka trifft – und schweigt

von Redaktion

Eigentlich sollte der 29-Jährige weg, jetzt führt er Bayern zum Sieg

Wer hört jetzt noch Kritik? Leon Goretzka überzeugte wieder einmal. © Imago

München – Der FC Bayern und Bayer Leverkusen dominieren die Bundesliga im Gleichschritt und blicken auf eine Neun-Punkte-Woche zurück. Während die Münchner den VfL Wolfsburg mit 3:2 (2:1) schlugen, fuhr die Werkself – angeführt von einem überragenden Florian Wirtz – wenige Stunden später gegen Mönchengladbach ein 3:1 (1:0) ein. In der Tabelle liefern sich beide Mannschaften daher weiter in Kopf-an-Kopf-Rennen – mit einem Vier-Punkte-Vorsprung für den deutschen Rekordmeister. „Über weite Strecken haben wir eine gute Leistung gezeigt. Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis, es ist ein positiver Start ins neue Jahr“, so Coach Vincent Kompany.

Die München schaffen es derzeit Woche für Woche sämtliche Nebengeräusche auszublenden. Seien es die derzeitigen Vertragsverhandlungen von Jamal Musiala, Joshua Kimmich und Alphonso Davies oder mögliche Wechsel-Gerüchte um Stars wie Christopher Nkunku. Es wird sich auf das Geschehen auf dem Platz fokussiert. Gegen Wolfsburg gingen die Bayern durch einen Treffer von Leon Goretzka nach 20 Minuten mit 1:0 in Führung, ehe Wolfsburg 240 Sekunden später durch Mohammed Amoura zum 1:1 ausglich. Michael Olise stellte den alten Abstand zum 2:1 kurz vor der Pause (39.) wieder her. Mit seinem zweiten Treffer erhöhte Goretzka nach einer guten Stunde Spielzeit zwischenzeitlich auf 3:1. Mehr als der Anschlusstreffer zum 3:2-Endstand durch Amoura (88.) war für die Gäste nicht mehr drinnen.

Trotzdem haderten die Münchner mit den vergebenen Chancen und der Tatsache, dass sie den Sack nicht früher zugemacht hatten. „Wir müssen so ein Spiel früher entscheiden“, kritisierte Joshua Kimmich.

Am Samstag konnte man sich eben auf den Mann des Spiels verlassen. „Leon hat immer gearbeitet, war immer hungrig im Training. Er hat auf die richtige Art reagiert, mit den Füßen, nicht mit Worten“, sagte Kompany. Vor dem Champions-League-Spiel am Mittwoch (21 Uhr) in Rotterdam ernannte der Belgier Goretzka als Vorbild für dessen Kollegen: „Ich würde das jedem Profi empfehlen. Die Geschichte von Leon ist gut für die Mannschaft.“

Mit zwei Treffern kürte sich Goretzka gegen die Wölfe zum Matchwinner. Balsam für die Seele des im Sommer beinahe aussortierten ehemaligen deutschen Nationalspieler, der nach wie vor zu den Verkaufskandidaten zählt. Zu besseren Zeiten sprach Goretzka gerne in die Mikros der Medienvertreter. Auch nach dem Bundesliga-Sieg hatten sämtliche TV-Anstalten ihn für ein Interview angefragt, doch Goretzka schwieg.

Daher sprachen eben andere über ihn. „Leon hat keine einfache Zeit gehabt“, sagte Sportvorstand Max Eberl. „Es ist bemerkenswert und bewundernswert, wie er sich reinschmeißt. Er hat sich nicht hängen lassen, er gibt Gas, er hat sich belohnt. Dementsprechend kann man von einem Musterprofi sprechen.“

Die sportliche Führung um Eberl hatte dem für die Heim-Europameisterschaft ausgebooteten Goretzka einen Wechsel im Sommer nahegelegt. Aleksandar Pavlovic gehört die Mittelfeldzukunft in München, Joao Palhinha kam für 50 Millionen Euro Ablöse vom FC Fulham. Goretzka blieb ruhig – und belohnt sich jetzt.
M. BONKE, P. KESSLER

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