INTERVIEW

„Ich hatte mir mehr Erfolg erhofft“

von Redaktion

Löwen-Abräumer Jacobsen vor dem Rückrundenstart in Saarbrücken

Alles im Griff: Thore Jacobsen wurde bei den Löwen innerhalb weniger Wochen zum Führungsspieler, ist im zentralen Mittelfeld gesetzt. © Feiner/Imago

München – Dass die Balance zwischen Defensive und Offensive essenziell für eine Fußballmannschaft ist, weiß man bei den Löwen nicht erst seit den Pressekonferenzen von Ex-Geschäftsführer Günther Gorenzel. Bei 1860 ist seit diesem Sommer Thore Jacobsen zuständig. Der defensive Mittelfeldspieler, zuletzt mehrere Tage grippekrank, kam vor der Saison von Zweitligist Elversberg, wollte mit den Sechzgern um den Aufstieg in die 2. Liga kämpfen und findet sich nun nahe der Abstiegszone wieder. Im Gespräch mit unserer Zeitung spricht der 27-Jährige über die enttäuschende erste Halbserie und seine Ziele.

In Ihrem Fall besonders wichtig: Wie geht es Ihnen gesundheitlich?

Ziemlich gut. Ich lag mehrere Tage mit Fieber flach. Am Mittwoch konnte ich wieder normal trainieren, ich bin bereit für Saarbrücken.

Viele Ausfälle, keine Neuzugänge – das ist die Ausgangslage vor dem Rückrundenstart bei 1860…

Ich bin davon überzeugt, dass wir in der Mannschaft Qualität haben. Schade, dass so viele Leute ausfallen, das hilft uns in der aktuellen Situation nicht.

Ihr persönliches Fazit nach der Hinrunde?

Über den Start brauchen wir nicht reden, der war schlecht. Dann haben wir einen Cut gesetzt – von da an haben wir einige Siege geholt, waren aber zu inkonstant. Wir müssen einfach giftiger werden und uns im Klaren darüber sein, für was für einen Verein wir spielen.

Sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf die Abstiegsränge. Teilen Sie die Angst der Fans, unten reinrutschen zu können?

Es wäre für unser Selbstbewusstsein und für die Fans enorm wichtig, dass wir in den ersten drei Spielen punkten, damit würden wir Ruhe reinbringen.

Auf was wird es ankommen, um im Ludwigspark bestehen können?

Ich habe dort bisher eine gute Bilanz, bin positiv gestimmt. Im Endeffekt liegt es an uns, gerade an den erfahrenen Spielern, dass das Spiel nicht gegen uns läuft, sondern wir den Lucky Punch landen und auch mal ein 1:0 ins Ziel bringen.

Blicken Sie manchmal wehmütig auf die 2. LIga? Elversberg befindet sich dort im Aufstiegskampf.

Nein. Ich bin dankbar für die Zeit dort. Für Elversberg spricht, dass man dort in Ruhe arbeiten kann. Hier ist man aber emotional anders an den Verein gebunden, mit dieser riesigen Fanbase. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, hier zu spielen. Mit dem Hintergedanken, dass ich mir eigentlich mehr Erfolg erhofft hatte, als wir aktuell haben.

Waren es andere Zielsetzungen, mit denen Sie zum Wechsel nach München überzeugt wurden?

Wir sind als Team dafür verantwortlich, wo wir in der Tabelle rumturnen. Wir sind mit Platz 13, 14, 15 nicht glücklich, wollen und müssen mehr zeigen.

Sie sind 27 Jahre alt, Ihr Vertrag läuft bis 2026 – das Ziel kann für Sie nur die 2. Liga sein, oder?

Ich wäre in diesem Geschäft falsch, würde ich nicht so hoch wie möglich spielen wollen. Mich hat aber dieser Verein gereizt, weil ich sehe, dass viel Potenzial vorhanden ist. Ich habe nach wie vor das Gefühl, dass hier etwas entstehen kann.

Also Kontinuität als Zauberformel für Erfolg?

Auf jeden Fall. Wir sind alle hier, weil uns die Aufgabe zugetraut wurde und wir woanders bewiesen haben, guten Fußball spielen können. Man muss den Spielern Zeit geben.

Seit der Verletzung von Jesper Verlaat führen Sie 1860 als Kapitän auf das Feld. Beschreiben Sie doch bitte den Spielführer Thore Jacobsen…

Im Gegensatz zu Jesper bin ich weniger emotional. Ich komme eher über die Routine und die Ruhe, um das Spiel zu leiten. Jesper ist ein Lautsprecher, pusht die Spieler in der Kabine. Ich gehe da etwas anders heran.

Zum Abschluss können Sie Werbung in eigener Sache machen: Wieso sollten die Fans für Ihren Treffer in Bielefeld bei der Wahl zum „Tor des Jahres“ abstimmen?

Weil es das schönste Tor war (lacht). Eigentlich lege ich keinen Wert auf diese Auszeichnungen. Aber das „Tor des Jahres“ zu gewinnen, wäre schon cool.

Artikel 1 von 11