Lieber so als mit Leichtigkeit

von Redaktion

Warum ein knapper und dramatischer Sieg für den EHC derzeit wichtiger ist

Überglücklicher Siegtorschütze: Chris DeSousa. © Red Bull/City-Press

München – „In einer perfekten Welt“, sagte Chris DeSousa, „gehst du raus und gewinnst mit Leichtigkeit.“ Doch Eishockey ist ein Spiel der Widerstände, mit Hunderten von Kämpfen in den 60 Minuten. Vielleicht ist es schöner, in einer nicht so perfekten Welt zu leben.

Max Kaltenhauser, der Trainer des EHC Red Bull München, fühlte sich am Donnerstag jedenfalls recht behaglich am Ende eines Abends voller Ups and Downs und wieder Ups. Wenn er die Wahl gehabt hätte zwischen einem entspannten Perfect-world-Sieg und einem wie dem 5:4 in Augsburg, „dann ist mir dieser lieber“, sagte er. Sein Team kam zurück nach einem 0:2 und einem 3:4, spielte gegen ein volles Haus beim alten Derby-Gegner, den Panthern, an und erzielte den entscheidenden Treffer 15 Sekunden vor Schluss. Durch eben Chris DeSousa, der resümierte: „Wir haben Fehler begangen – aber uns zurückgekämpft.“

Die drei Punkte waren wichtig, weil im Rennen um die sicheren Playoff-Plätze (bis zum sechsten) der EHC die Straubing Tigers im Nacken hat, doch noch wichtiger war es, eine Reaktion zu zeigen auf das, was am Sonntag geschehen war und Kaltenhauser die „Schmach von Schwenningen“ nannte. 0:6 hatten die Münchner verloren, der Trainer kündigte eine interne Aufarbeitung an – und die fand statt. Es gab ein Teammeeting und in dessen Folge ein demonstratives Zusammenrücken der Spieler. Eine bezeichnende Szene in Augsburg: Die Mitspieler feierten Verteidiger Emil Johansson, nachdem der selbstlos einen Schuss geblockt hatte. Kaltenhauser legt Wert auf solche Gesten, sie zeigen ihm, „dass das Elementare, das Feuer, das wir einfordern, diesmal da war. Und dass wir uns nicht zu schade für solche Sachen sind – bei allen Meriten, die die einzelnen Spieler haben. Ein Tor ist etwas Schönes, aber wenn du dich für deinen Kameraden opferst, gibt das auch Energie.“

Dass die Pannenquote im Spiel nach wie vor hoch war, entging Kaltenhauser nicht, er fand, „dass unsere kleinen Fehler bitter bestraft wurden“, doch „es ist kein Sieg, für den wir uns schämen müssen. Oft haben wir bei solchen Spielen die Punkte liegen gelassen, heute haben wir ein Spiel gedreht, was uns auch längere Zeit nicht gelungen ist.“ Das tat auch der Beziehung zu den Fans gut. Kaltenhauser sagte: „In Schwenningen haben wir die Zuschauer enttäuscht. Ich hoffe, die nach Augsburg gekommen sind, waren die selben.“ Damit man den Geschädigten quasi etwas zurückgezahlt hat.

Das nächste Spiel ist am Sonntag um 14 Uhr, zuhause gegen die Düsseldorfer EG. Es geht darum, den Aufschwung in Sachen Einstellung aus dem Augsburg-Spiel zu stabilisieren. „Zu diesem Zeitpunkt im Jahr hat jedes Spiel eine Wertigkeit“, lässt Sportchef Christian Winkler wissen. Er versichert, weiter an die Qualität im Kader zu glauben, „wir haben gezeigt, dass wir auch gegen Ingolstadt, Berlin und Bremerhaven mithalten können“. Gleichwohl: Der EHC hält die Augen offen, vor allem einen Mittelstürmer könnte er noch brauchen, weil neben dem derzeit als Co-Trainer Verwendung findenden Ben Smith auch Adam Brooks („Bis Mitte, Ende Februar“) ausfällt. Man schaut, was der Markt hergibt.

Auf besagten Markt kommt übrigens auch ein Spieler, der den EHC München geprägt hat, für seinen alten Club jetzt aber kein Thema mehr ist: Yannic Seidenberg will ab Mitte März, nach Ablauf seiner Dopingsperre, wieder Eishockey spielen. Der mittlerweile 41-Jährige, im September 2022 von der Nationalen Anti-Doping-Agentur aus dem Verkehr gezogen, trainiert beim DEL2-Club Kassel Huskies mit.
GÜNTER KLEIN

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