Zschiedrich und Christophersen
Grüezi! Willkomme im zweite Dütsche Fernseh, im ZDFli. Wir haben uns akribisch aufs Handballspiel gegen die Schweiz vorbereitet. Dazu gehörte das Pauken schwyzerdütscher Fachbegriffe. Also: Ein schlecht geworfener Ball heißt „Chüderball“, ein Pfostentreffer „Pfostenchegger“. Und ein gschlampertes Zuspiel ist ein „Schnäbi-Pass“. Wir können anhand dieser „Helvetismen“ ideal beurteilen, wie gut die Menschen im ZDFli präpariert waren.
■ Das Gedöns
Nachwuchskraft Florian Zschiedrich feierte Premiere als Moderator. Auch mit ihm änderte sich aber nichts dran, dass die WM im Ersten mit Handball-Spezi Alex Bommes & Co. mehr Bock macht. Im Zweiten ist das Turnier harmlos, aber nett, wenn sich Zschiedrich bei Experte Sven-Sören Christophersen erkundigt: „Sag mal, was macht Dein Puls? WM-Frequenz erreicht?“ Oder: „Müssen die Schweizer uns Angst und Schrecken einjagen?“ Da empfiehlt Christophersen dann: „Selbstbewusst an das Spiel herangehen, Mannschaft aber auch ernst nehmen.“ Alles andere wäre blöd.
■ Der Erklärer
„Smöre“ Christophersen ist Deutschlands größter TV-Sportexperte, mit 1,98 Meter. Er warnte die Eidgenossen: „Liebe Schweizer, heute gibt’s hier nichts zu holen!“ Das fand sein lieber Moderator eine „freundliche, schöne Anrede“. Und er ahnte früh: „Wir wissen, dass so ein Spiel erstmal gespielt werden muss.“ Da ist was dran. Außerdem behielt Christophersen für sich, dass eine Zeitstrafe „Zwei-Minütler“ heißt, und ein Siebenmeter „Penälteler“. Dafür erklärte er fachkundig Handball-Taktik: „Wir haben das ‚Jugo Russe‘ gehört, das ist ein Leerkreuz in der Mitte.“ Und wir dachten, das ist ein in Belgrad geborener Moskauer.
■ Der Kommentator
Nach der Verjüngung des ZDF-Sports überträgt nicht mehr Christoph Hamm Handball, sondern Martin Schneider. Er schilderte viele „Schmätterer“ (kraftvolle Würfe), „Pfuusgoals“ (selbstverschuldete Gegentreffer) und verlor auch im schlimmsten „Tätsch-Gätsch“ (wilde Spielsituation) nicht den Überblick. Außerdem ist an ihm ein Poet verlorengegangen. Er stellte die deutschen Spieler vor, „die den zweiten Sieg holen wollen, holen sollen, vielleicht sogar holen müssen“. Das war in Ordnung. Martin Schneider hat es vom „Bänkliwärmer“ (Ersatzmann) gut in die erste Sieben geschafft.
JÖRG HEINRICH