Störfaktor am Schießstand?

von Redaktion

Stadionsprecher spricht über kuriose Szene – Kein böses Blut zwischen Kas und Preuß

Karlheinz Kas ist seit 20 Jahren Stadionsprecher in Ruhpolding. © BR

Für einen Schießfehler machte Preuß den Stadionsprecher verantwortlich. © Hoppe/dpa

Ruhpolding – Stadionsprecher Karlheinz Kas begeistert seit 20 Jahren die vielen Biathlonverrückten Zuschauer in der Chiemgau Arena in Ruhpolding. Am Sonntag kamen knapp 25 000 Fans, doch eine Person fühlte sich von einem Kommentar gestört. Bereits vor der Weltcup-Woche kam der Sportdirektor des deutschen Teams Felix Bitterling mit einer für den ehemaligen Fußballreporter ungewöhnlichen Bitte auf ihn zu. Er solle sobald ein Athlet oder eine Athletin die Matte betritt, nicht mehr sprechen.

Am vergangenen Donnerstag im Einzel der Frauen kam es dann zu einer Szene, über die sich Franziska Preuß später in der ARD ärgerte. Denn Kas kündigte den Fans die Gesamtweltcup-Führende an, aber aus Sicht von Preuß zu spät. Sie sei bereits auf der Matte gestanden und als sie die Worte „und jetzt Franzi Preuß auf Stand 16“ hörte, fehlte ihr „das letzte My Konzentration“, wie sie im TV erklärte. Gleich der erste Schuss stehend verfehlte sein Ziel, ansonsten traf die 30-Jährige alle Scheiben und freute sich später riesig über ihren zweiten Platz. Trotzdem: „Ich bin schuld, dass Deutschland nicht gewonnen hat“, erkannte Kas den Tenor der Öffentlichkeit. „Ich stehe da drüber“, sagte er selbstbewusst und sah aber ein: „Sie hat in der Sache Recht.“

„Dieser verflixte Einzel ist immer total unübersichtlich. Wir müssen das Weltbild kommentieren, dürfen aber nicht die Deutschen übersehen. Und da bin ich auf ein paar Sekunden nicht hingekommen“, sagte Kas im Gespräch mit unserer Zeitung zu dieser Situation. Der 69-Jährige war anschließend verwundert darüber, „dass sie sich da so echauffiert“ und ergänzte, dass er in seiner langen Zeit noch nie von einer Athletin als Stadionsprecher kritisiert worden sei.

Das ist nicht das erste Mal, dass eine Biathletin von einem Stadionsprecher aus dem Konzept gebracht wurde. In der vergangenen Saison regte sich Vanessa Voigt über den Kommentator aus Hochfilzen (Österreich) auf. Stefan Steinacher soll sie während ihres Schießens angekündigt haben. „Ich will einfach nur mal in Ruhe schießen und nicht immer auf der Matte persönlich angesprochen werden. Das nervt“, sagte Voigt damals in einem TV-Interview.

Dass seine Kommentare auf den Matten so präsent sind, überrascht Kas. „Denn die Ansagen sind ja unten weggedrückt, die Athleten hören davon fast nichts“, so der Stadionsprecher, der in Ruhpolding unter anderem von Anna Grießenböck unterstützt wurde, sie übernahm den englischen Part. Zudem sorgt er schon für Sprecher-Nachwuchs, falls er denn doch einmal aufhören sollte in Ruhpolding zu kommentieren: Am Sonntag bei den beiden Massenstartrennen gab er einem 13-jährigen Schüler einen Einblick in seine Arbeit.

Kurz nach dem Einzelrennen haben sich Kas und Preuß, deren Familie der 69-Jährige schon lange kennt, aussprechen können. Entschuldigungen gab es zwar keine, wie der Stadionsprecher berichtete, doch es gebe kein böses Blut. Die Staffelrennen und die Massenstarts waren für den erfahrenen Reporter „leicht und easy“ – und wie gewohnt ohne Kritik von den Athelten.
ALEXANDER VORMSTEIN

Artikel 1 von 11