Vorerst letztes Spiel: Kaltenhauser gegen Düsseldorf. © dpa
München – Zweimal in dieser Saison unterlag der EHC Red Bull München in dieser Saison im SAP Garden der Düsseldorfer EG, einem Kellerkind der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Nach der ersten Niederlage, einem 1:2 nach Penaltyschießen Anfang Oktober, wurde Toni Söderholm von seinen Aufgaben entbunden. Auch das 1:4 vom vergangenen Sonntag wurde zu einem Schlusspunkt für den Trainer. Max Kaltenhauser ist seit Dienstag nicht mehr der Coach des derzeitigen Tabellenfünften. Allerdings liegen die Dinge in seinem Fall anders. Es ist keine klassische Entlassung. Der sportliche Erfolg ließ zwar auch unter dem 43-jährigen Ebersberger zu wünschen übrig – doch er bat von sich aus um die Freistellung. Und die Gründe liegen im privaten, persönlichen Bereich.
Er selbst war laut EHC-Mitteilung am Montagabend zu dem Entschluss gekommen, dass er seine Aufgaben nicht mehr erfüllen könne. Am Dienstagvormittag wurde die Mannschaft informiert. „In den letzten Wochen und Monaten haben sich in meinem privaten Umfeld leider einige belastende Ereignisse gehäuft, darunter der Tod meiner Mutter. Dies hat in Summe dazu geführt, dass ich derzeit nicht die volle Energie aufbringen kann, die mein Amt erfordert. Als Führungskraft sehe ich es als meine Pflicht, darauf Rücksicht zu nehmen, und stelle daher mein Amt zur Verfügung“, wird Kaltenhauser zitiert. Offiziell wird er nun eine Pause einlegen. Als Co-Trainer war er im Sommer 2024 verpflichtet worden, und man hatte es bei der Beförderung zum Chef offengelassen, ob dies über die laufende Saison hinaus gelten solle. Dann wäre wieder der alte Vertrag in Kraft getreten. Denkbar also, dass Kaltenhauser auf seine alte Stelle zurückkehrt.
Am Donnerstag, nach dem 5:4-Erfolg in Augsburg, wirkte der Trainer erleichtert, am Sonntag ratlos. Nach einer durchwachsenen Bilanz seiner Amtszeit könnte man den Rücktrittsgrund für vorgeschoben halten, doch an der Ehrlichkeit Kaltenhausers besteht intern wie extern kein Zweifel. Vor allem die Erkrankung seiner Mutter hatte ihn (und die Mannschaft) beschäftigt. Sie schien schon auf dem Weg der Besserung zu sein, verstarb vor einigen Wochen aber an einem Tag, als ihr Sohn dann mit dem EHC auswärts spielte.
Für den EHC ist nun natürlich die Frage, wie es kurzfristig weitergeht. Die großen Lösungen auf dem Trainermarkt sind nicht verfügbar, die interessanteste Option, Jay Woodcroft, der bis Herbst 2023 die Edmonton Oilers coachte und der gute Verbindungen nach Deutschland hat, steht noch bis Mitte 2025 auf der Payroll des NHL-Clubs. Vom bisherigen Trainerstab sind nur Pierre Allard und Torwartspezialist Patrick Dallaire noch da, zuletzt stand der langzeitverletzte Spieler Ben Smith an der Bande, davor für ein paar Wochen der Salzburger U20-Coach Manuel Latusa. In der Hinterhand hat Red Bull natürlich noch den 2023 mit dem Titel abgetretenen Don Jackson, der den Titel Head of Coaches‘ Development trägt, und der sich meist in München aufhält und gelegentlich sogar aufs Eis geht. Als Co-Trainer sprang der 68-Jährige unter seinem Nachfolger Söderholm schon einmal für ein paar Spiele ein. Er stand im Hintergrund auch Max Kaltenhauser beratend zur Seite.
Am Donnerstag (19.30 Uhr) spielt der EHC in Berlin. Bis dahin muss er jemanden präsentieren, der übernimmt. Zumindest vorübergehend.
GÜNTER KLEIN