Alles auf Null: Don Jackson sammelt die Mannschaft des EHC am Mittwochvormittag um sich. © Klein
München – In Halle 1 des SAP Garden hängen zwei große Videoscreens an den Wänden, sie senden Botschaften aus, wenn die Mannschaft des EHC Red Bull München dort trainiert. Eine bewirbt den im September 2024 in Betrieb gegangenen Veranstaltungskomplex mit dem Slogan „Zeit für eine neue Ära“.
Vor den leuchtenden Buchstaben beginnt gerade ein neuer Lebensabschnitt für das Münchner Team, das bislang eine durchwachsene Saison spielt – doch eigentlich ist es die Wiederbelebung einer alten Ära. Nachdem Max Kaltenhauser am Montagabend den Trainerdienst wegen privater Belastungen abgegeben hatte, steht wieder der Coach auf dem Eis, der seine Karriere vor fast zwei Jahren beendet hatte: Don Jackson (68), mit München Meister in den Jahren 2016, 17, 18 und 23. Danach war für ihn der Job des „Head of Coaches‘ Development“ geschaffen worden, in dieser Funktion war der US-Amerikaner gelegentlich in der Akademie in Salzburg, aber „seit der Deutschland-Cup-Pause fast immer in München“, so Christian Winkler, der Eishockeychef von Red Bull.
Zum Abgang von Max Kaltenhauser sagt er: „Ich finde es gut, dass Max auf uns zugekommen ist. Andere hätten das vielleicht bis zu Ende geritten.“ Beginnend mit einer Zahnentzündung und dann dem Tod seiner Mutter hatte es zu viele und zu schwere Themen abseits der Eisfläche gegeben, die den zu Saisonbeginn zunächst als Assistenten und schließlich zum Nachfolger des gefeuerten Toni Söderholm beförderten Ebersberger beschäftigten. Auch Jackson habe das belastet: „Don und Max hatten ein Vater-Sohn-Verhältnis“, so Winkler.
Don Jackson musste er nicht überreden, bis zum Ende dieser Saison einzuspringen: „Es ist nicht so, dass Don fragte, ob er’s machen darf. Aber als ich ihn fragte, war ein Funkeln in seinen Augen.“ Am Mittwochvormittag leitete Jackson sein erstes Training. Er lief ein paar Bögen, versammelte die Mannschaft vor der Taktiktafel, beobachtete das Geschehen aus dem Mittelkreis oder von der Bande aus.
Er wollte gleich mit dem Spiel am Donnerstag (19.30 Uhr) bei den Eisbären Berlin einsteigen. Dabei wird es zu einem Kuriosum kommen. Mit den Berlinern war er in sechs Jahren (bis 2013) fünfmal Deutscher Meister, und ausgerechnet jetzt wird eine Ehrungszeremonie für ihn stattfinden. Unters Dach der Berliner Uber-Arena wird ein Banner mit seinem Namen hochgezogen – danach coacht er die Gegenseite, den EHC München. Solch eine Konstellation gab es in der DEL noch nie. Er muss da selbst schmunzeln. „Das wirkt seltsam. So habe ich das nicht geplant.“ Doch er wollte es nicht absagen: „Das sind gute Leute bei den Eisbären.“
Er hat „keinen Zweifel“ an seiner Mission. Wir hatten eine gute Trainingseinheit. Ich weiß, dass diese Gruppe gewinnen will. Wir haben noch 14 Spiele“. Laut Tabelle sei man zugegeben kein Meisterteam. Aber: „In den Playoffs ist alles möglich.“
Auskommen muss Don Jackson vorerst noch mit dem Platz-fünf-Kader. Die Suche nach Verstärkungen gestaltet sich laut Christian Winkler schwierig: „Wir haben bis 15. Februar Zeit, aber die schwedischen und finnischen Clubs geben niemanden mehr ab, und die Schweizer Vereine holen noch Ersatz-Ausländer, um sich für die Playoffs abzusichern.“ Ben Smith, einer der fehlenden (Mittel-)Stürmer, bleibt wegen sich hinziehender Reha (Sehnenriss im Ellbogen) Assistent. Winkler: „Er ist wahrscheinlich der fitteste Co-Trainer der Liga.“
GÜNTER KLEIN