Der nächste, bitte!

von Redaktion

BVB beendet Sahin-Experiment – Tullberg übernimmt, und dann?

Abgang im wahrsten Sinne des Wortes: Das 1:2 in Bologna war das letzte Spiel von Sahin als BVB-Coach. © IMAGO/ULMER

Mitten ins BVB-Herz: Samuel Iling-Junior traf zum 2:1 für Bologna und setzte Sahin damit K.o. © IMAGO/Maffia

Dortmund – Den Wunsch für seinen Herzensclub verkündete Nuri Sahin schon vor seinem offiziellen Aus als Trainer von Borussia Dortmund. „Es geht einfach darum, dass dieser Verein endlich zur Ruhe findet, zur Ruhe kommt. Dass der Verein wieder erfolgreich wird, dass wir keine Nebenkriegsschauplätze haben“, sagte der 36-Jährige nach dem 1:2 in der Champions League beim FC Bologna.

Sahin wusste da wohl schon, was rund zehn Stunden später offiziell werden sollte: Das Trainer-Experiment mit dem jungen Coach beim BVB ist krachend gescheitert. Im nächsten Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Werder Bremen betreut U19-Trainer Mike Tullberg die Mannschaft übergangsweise. Wann ein neuer Chefcoach kommt und wie er heißt, ist offen.

Sahin half nach vier Niederlagen zum Jahresstart auch das gute Verhältnis zu seinen Vorgesetzten nicht mehr. Man habe „den Glauben daran verloren, in der gegenwärtigen Konstellation noch unsere sportlichen Ziele erreichen zu können“, sagte Geschäftsführer Lars Ricken. „Diese Entscheidung tut mir auch persönlich weh, aber sie war nach dem Spiel in Bologna nicht mehr vermeidbar.“

Die Dortmunder drohen durch die Niederlage den sicheren Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse zu verpassen. In der Fußball-Bundesliga liegen die Westfalen aktuell deutlich fernab des Minimalziels der Champions-League-Qualifikation. Der Rückstand auf Rang vier beträgt bereits sieben Punkte. Am 1. Juni 2024 hatte der BVB noch im Endspiel des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs im Londoner Wembleystadion gegen Real Madrid gestanden.

„Leider haben wir es nicht geschafft, den sportlichen Ambitionen von Borussia Dortmund in dieser Saison zum jetzigen Zeitpunkt gerecht zu werden“, sagte Sahin, der sich bereits in Italien von seinem Team verabschiedet haben soll. Vorerst übernimmt nun der 39 Jahre alte Tullberg die Mannschaft. Der Däne, der seit 2019 beim BVB ist, verschafft den Verantwortlichen etwas Zeit bei der Suche nach einem langfristigen Nachfolger. Ob dieser schon zum Abschluss der Ligaphase der Champions League am kommenden Mittwoch gegen Schachtar Donezk auf der Bank sitzt, ist offen.

Spekuliert wird bereits eifrig. Schon vor Sahins Endspiel in Bologna geisterten Namen wie Sandro Wagner, Erik ten Hag und Roger Schmidt durch die Medien. Sky und „Bild“ nannten nun auch den ehemaligen Frankfurt-, Bayern- und Wolfsburg-Coach Niko Kovac als Kandidaten. Lothar Matthäus brachte sogar den früheren Bundestrainer Joachim Löw ins Spiel.

„Wenn ein Trainerwechsel alle Probleme löst, alle Nebenkriegsschauplätze löst, dann ist das überhaupt kein Problem“, sagte Sahin in Bologna und ließ dabei tief blicken. Seit dem Ende der Ära von Jürgen Klopp vor fast zehn Jahren gleicht die Trainerposition immerhin einer Dauerbaustelle. Sahin ist bereits der siebte Coach seit 2015, der nach dem Klopp-Abgang gescheitert ist. Und der nächste wird es auch nicht einfach haben: Erhoffte Verstärkungen in der Winter-Transferperiode lassen bislang auf sich warten. Bislang hat in Stürmer Donyell Malen nur ein Spieler den Club verlassen. Gekommen ist noch keiner, auch der gehandelte Angreifer Marcus Rashford von Manchester United nicht. Dafür wächst die Kritik an Sportdirektor Sebastian Kehl. Fraglich, ob Sahins Wunsch – „zur Ruhe kommen“ – in naher Zukunft umzusetzen ist.
DPA

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